“Ich trat an die Bar, die sich über die ganze linke Wand des Cafés erstreckte. Hier drängelten sich Soldaten und grellgekleidete blutjunge Negermädchen, viel zu jung für ein derartiges Lokal, Frauen in mittleren Jahren mit verbrauchten Gesichtern und zu starken Dauerwellen, alte Männer, die ihrer verlorenen Jugend nachtrauerten, Huren mit leblosen Augen und ein paar Flüchtlinge aus dem feineren Stadtteil, die hier ihr Ich ersäuften, um ein anderes aus der Taufe zu heben.”
Die Noir-Literatur fand ihr Medium in den Paperpack-Originalen, die den Autoren mehr Freiheiten ließen und sich nicht vor Sex und dunklen, zynischen Erzählungen fürchteten, wie es die Verlage für hardcover-Ausgaben oder pulp-Magazine in den 40ern taten.
Gold Medal Books revolutionierte nicht nur das Kriminalgenre, sondern gleich den gesamten Buchmarkt. 1949 unterschrieb Fawcett Publications, ehedem ein Verlag für Magazine und Comics, einen Vertrag mit der N.A.L. (National American Library). Darin war es Fawcett Publications verboten, Neuauflagen von Taschenbüchern zu veröffentlichen. Allerdings nicht, Taschenbuchoriginale (paperback originals) zu publizieren. Nach Vertragsabschluss brachte Fawcett die Gold Medal Books heraus – eine Reihe von Taschenbüchern, die bis dahin noch nicht als Hardcover erschienen waren.
Bis dahin waren die Paperpack-Originale nur eine Ergänzung zu gebundenen Ausgaben, kein eigenständiges Medium. Es gab einzelne Veröffentlichungen vor 1949, aber sie waren selten. Gold Medal Books hingegen brachte etwa acht Taschenbücher pro Monat heraus. Aber erst 1951, unter Richard Carroll, wurde Gold Medal zum führenden Verlag für Noir-Literatur und veröffentlichte Autoren wie Peter Rabe, Charles Williams, Harry Whittington, Lionel White, David Goodis, Dan J. Marlowe, James M. Cain und natürlich Jim Thompson. Die Auflagen erreichten Millionenstärke.
In den späten 50ern verschwanden jedoch etliche der Noir-Verlage und die Literaturrichtung wurde durch Serienhelden wie Travis McGee oder Shell Scott ersetzt. Erst in den 80ern brachte Black Lizard Noir wieder auf den Weg.
In Deutschland gibt es eine kleine, aber treue Noir-Anhängerschaft. Und immer wieder mutige Verlage, die versuchen, dieses Subgenre unters Volk zu bringen. Allerdings ist es hier, im Gegensatz zu Frankreich, schwer, diverse Autoren aufzutreiben. Sie verschwinden aus den Verlagsprogrammen oder sind dort nur mit wenigen ihrer Romane vertreten.