“…, während ich wieder in mein Versteck kroch und das Bleirohr fest in die Hand nahm; ich grübelte, ob Flora mich vielleicht wirklich erschossen hatte und ich mich nun am Lohn für meine Tugend ergötzte – in einem Himmel, wo ich mich für immer und ewig dabei vergnügen konnte, Leuten, die mich auf Erden hart angefaßt hatten, einen überzuziehen.”

Dashiell Hammett, Das große Umlegen

Eng verbunden mit der Entwicklung der hard-boiled und Noir-Literatur sind die so genannten amerikanischen pulp magazines, Groschenhefte, die für ein paar Cent zu haben waren. Diese wurden in billigstem Druck auf preiswertem Papier aus reinem Holzbrei (wood pulp) hergestellt, daher der Spitzname pulp. Auch als dime novels bekannt, wurden solche Hefte bereits 1860 von Beadle und Adams produziert, damals auffällig durch einen gelben Buchrücken und ihr praktisches Format (sie passten problemlos in die Taschen einer Bürgerkriegsuniform). Zumeist handelten diese dime novels von jungen Helden an der Front, im rauen Westen oder auf hoher See.

In den späten 1880ern entwickelten sich hauptsächlich zwei Zweige der Groschenheftchen – Wildwest- und Stadtsettings. In Letzteren tauchten bereits die ersten Vorläufer der uns bekannten hard-boiled Detektive auf. Zwischen 1910-20 stieg die Nachfrage nach leichter, billiger Unterhaltung erheblich (1922 waren in Amerika über 20.000 Magazine im Druck). Angeführt wurde diese Masse von den so genannten slick papers (eleganten Magazinen), die von guter Qualtität waren (Smart Set, Scribner’s, Liberty) und bekannte Autoren wie z.B. F. Scott Fitzgerald publizierten. Die hier erscheinenden Detektive erinnerten in ihrer Raffinesse und ihrem Kalkül an Doyle’s Sherlock Holmes und waren ein Echo zu Autorinnen wie Agatha Christie, Dorothy Sayers oder A.A. Milne.

In Magazinen bekannter pulp-Qualität (Nick Carter Weekly, Detective Stories, Girl’s Detective, Doctor Death) schrieben Autoren weiterhin für einen Penny pro Wort (penny-a-worder) Detektivgeschichten (zwischen 1920 und 1950 gab es 175 Detektivmagazine). Sie produzierten Unmengen von Geschichten, häufig unter Pseudonym. Manche Schriftsteller füllten allein ganze Magazine.

Die wichtigste Plattform für hard-boiled Literatur war das Black Mask Magazine. 1920 von H.L. Mencken und George Jean Nathan gegründet, ein halbes Jahr später bereits wieder von ihnen verkauft, konzentrierte es sich auf Kriminal-, Abenteuer- und Westerngeschichten. In den frühen Jahren schrieben Dashiell Hammett und Carroll John Daly für Black Mask, aber erst unter der Leitung von Joseph T. Shaw erhielt es sein typisches und erfolgreiches Profil (kerniger Stil, Authentizität von Charakteren und Handlung). Es gelang Shaw, den Umlauf von Black Mask und anderen Magazinen (Dime Detective, Detective Fiction Weekly, Black Aces) weiter zu steigern.

Bald fanden sich weitere Autoren in der Riege der Black Mask-Verfasser: Raoul Whitfield, Paul Cain, Frederick Nebel, Horace McCoy, Raymond Chandler, E.S. Gardner. Oft dienten ihnen Kurzgeschichten aus den pulps als Vorlage für ihre Romane.

1951 wurde Black Mask eingestellt. Die Groschenheftchen hatten gegen die paperback originals keine Chance.

Das Black Mask Magazine lebt, zumindest virtuell, weiter.

In seinem Internetauftritt finden sich einige interessante Kleinodien. So zum Beispiel eine Geschichte von Raoul Whitfield, ein Interview mit Jonathan Latimer und einiges mehr (Rubrik Fiction)