Das goldene Hufeisen
(The Golden Horseshoe, 1924)
Der Detektiv soll den Architekten Norman Ashcraft ausfindig machen. Der hat sich von seiner eifersüchtigen Frau getrennt und davon gemacht. Doch die Dame will ihn wieder haben. Deshalb schickt sie ihm Geld, ist aber in tiefer Sorge, dass er den Drogen verfallen sein könnte. Doch die Geldbriefe werden von einem Mittelsmann weitergeleitet – nach ein bisschen gutem Zureden weiß der Ermittler auch, wohin: nach Mexiko. Also fährt er runter nach Tijuana und hängt im Goldenen Hufeisen ab, einer miesen Bar, in der Ashcraft unter dem Namen Edward Bohannon lebt. An seiner Seite die heißblütige Kewpie. Beide haben es auf das schnelle Geld abgesehen. Und das kommt rascher als erwartet – Mrs. Ashcraft wird brutal ermordet, dazu ihr Butler und ihre Zofe. Der Detektiv wittert einen hinterhältigen Mordkomplott.
Kommentar
Eine klassische Hammett-Story mit falschen Fährten und einem dramatischen Dreh am Ende, während der dicke Detektiv unabdingbar seinen Mann steht. Bestechung, verführerische Reize – nichts dringt wirklich zu ihm durch, nur sein Pflichtgefühl, als hätte er alle andere Emotionen am Empfang der Continental abgegeben.
Das Haus in der Turk Street
(The House in Turk Street, 1924)
Nur eine kleine Routineangelegenheit für den Detektiv – die Turk Street abklappern, um einen jungen Mann namens Fisher zu finden, der von zu Hause abgehauen ist. Laut einem Tipp soll er sich in einem der Häuser aufhalten. Doch keiner will ihn gesehen haben. Immerhin ist das ältliche Ehepaar Quarre so nett, den Ermittler auf eine Tasse Tee einzuladen. Und während das Paar in seinen Gedanken nach einem Mann kramt, auf den Fishers Beschreibung passt, drückt man dem Detektiv einen Pistolenlauf in den Rücken. Denn unversehens ist er in das Versteck einer Verbrecherbande geraten. Da ist der hässliche und brutale Hook, der geheimnisvolle Chinese Tai und die bildhübsche Elvira, die ein dickes Bündel Anleihen gestohlen haben und sich nun verdünnisieren wollen. Der Detektiv steckt in der Klemme, seine einzige Chance sind das gegenseitige Misstrauen und die Habgier der Ganoven. Die fabrizieren auch gleich die ein oder andere Leiche.
Kommentar
Fünf Gangster und ein Detektiv – in Szene gesetzt wie in einem kleinen Theaterstück. Die Bühne ist das Quarre-Haus, die Themen Misstrauen und Habgier. Der Continental Op bewahrt sich seinen sicheren Standpunkt und spielt die Halunken gegeneinander aus. Verbrecher können sich nicht trauen, die Waffe in der Hand ist die einzige wirkliche Sicherheit. Doch sie bedeutet, dass früher oder später Blut fließt. Hammetts Erzählung ist schnell und kommt ohne einen Gramm Fett aus, das Wesentliche liegt bloß wie ein fahles Skelett.
Das Mädchen mit den silbernen Augen
(The Girl with the Silver Eyes, 1924)
Der Dichter Burke Pangburn ist bis über beide Ohren verliebt – in die dunkelhaarige Jeanne. Nur dass diese seit ein paar Tagen verschwunden ist und Probleme am Hals hat. Deshalb möchte der Poet, dass der Detektiv der Continental das Mädchen ausfindig macht. Ein paar Briefe, ein Foto und der Weg ihrer Umzugskartons sind die Grundlage, doch dazu kommen noch $20.000, die ihr Burke überschrieben hat. Mit einem gefälschten Scheck auf seinen Schwager. Aber das ist erst der Anfang, denn die Schönheit mit den silbernen Augen ist kalt wie Stahl und Leichen auf ihrem Weg sind nichts Ungewöhnliches.
Kommentar
Selbst den dicken Detektiv kann mal ein Mädchen faszinieren, auch nach 15 Jahren Dienstzeit. So abgebrüht er ist, der Blick der Silberaugen geht tief. Jeanne hat alles, was ein Mann begehrt und ihre Lippen versprechen jede Kleinigkeit davon. Doch hinter den Augen lauert der Tod, jedes Wort ist eine Lüge. Und am Ende bleibt der Op allein. Das ist der Preis, den der Beste zu zahlen hat, der Preis des Überlebens.
Fakten
Das Haus in der Turk Street
Anthologie
Dashiell Hammett