Walter Harsh ist ein kleiner Gauner, der zusammen mit seiner Geliebten Vera Sue Kleinstädte abklappert, um die Einwohner mit teuren Fotoabzügen um ihr Geld zu erleichtern. Als er zufällig einem seiner Opfer über den Weg läuft und flüchtet, kommt es zu einem schweren Autounfall. Dank einer Blutspende überlebt er, aber damit fangen seine Probleme erst richtig an. Denn ein geheimnisvoller Mann bietet ihm satte $50.000 für eine ungewöhnliche Aufgabe: als Doppelgänger für einen südamerikanischen Staatschef zu fungieren, um an Schwarzgeldkonten in Millionenhöhe zu gelangen. Und wenn Walter eins ist, dann gierig. Wenn er etwas anderes ist, dann unfähig. Als man ihn in einer Villa unterbringt und ihm mehr und mehr des Plans offenbart wird, kriegt er kalte Füße. Hat aber einen eigenen Plan, um sich mit seinem Geld abzusetzen – und macht damit alles nur noch schlimmer.
Kommentar
Auch wenn die Doppelgänger-Thematik sicherlich abgedroschener Pulp ist, bleibt in Honey noch genügend Stoff, um es zu einem unterhaltsamen Titel zu machen. Während die Story an einigen Stellen reichlich konstruiert bleibt, sind aber William und seine Geliebte ein amüsantes Noir-Pärchen, dessen Beziehung sich eigentlich nur um Geld dreht. Wer nutzt wen wie aus, um sich am Ende mit der Kohle absetzen zu können? Harsh ist im Umgang mit Vera Sue nicht gerade zimperlich und entpuppt sich nach und nach als mieser, kleiner Drecksack, der sein Noir-Schicksal durchaus verdient. Seine inneren Qualen, nicht sofort an das große Geld zu kommen, spiegeln eine der klassischen Noir-Triebfedern wieder. Sei es der Ehemann, der im Weg steht, die Partner, die vom Coup zu viel abkriegen, oder, wie in Williams Fall, eine dicke Tresortür. Die Habgier schaltet jegliche Skrupel und bald auch jedwede Vernunft aus.
Da er sich für besonders clever hält, es aber nicht ist, kommt das dicke Ende wenig überraschend. Ihm zur Seite stehen dabei von Habgier und Hass zerfressene Verräter, die zwar einen mörderischen Plan gefasst haben, aber – wie so oft – von ungeplanten Zwischenfällen überrollt werden. Die Quote der Überlebenden pendelt sich auf den letzten Seiten am untersten Ende der Skala ein.
Fazit
Wer sich an der weit hergeholten Handlung nicht stört, bekommt einen flotten Pulp-Roman für Zwischendurch.
Fakten
Honey In His Mouth
Originaltitel: Honey In His Mouth, 1956
Lester Dent