Hört man Von Schnäbeln sieht man die Scherben einer Nacht im ersten Morgenrot vor sich. Was immer es war, es ist kaputt – zerbrochen, zerschlagen, gesprungen. Der Morgennebel klebt noch an den Fragmenten, der Tau fängt die Sonnenstrahlen ein. Man bleibt allein mit den Ruinen und erinnert sich mit Wehmut an den Abend zuvor – zu viel Alkohol und Kippen. Eine Frau. Streit. Selbstzweifel. Wut.
Aber jetzt ist da nur noch Einsamkeit. Für ein paar Augenblicke ein seltsamer, innerer Frieden – als verstünde man alles und weiß doch, dass man wieder vergessen, wieder dieselben Fehler machen wird. Und an einem anderen Morgen vor neuen Trümmern steht.
Vielleicht war es Karin, die einen gefangen genommen hat. Eigentlich könnte sie auch Audrey heißen und alleine vor sich hin tanzen (du weißt schon). Sie ist immer noch in deinem Kopf, wie ein Film. Gefangen in einer Endlosschleife. Schön, unerreichbar. Lynch lässt grüßen.
Bohren sind zurück. Mit einem fulminanten Werk namens Dolores. Kopfkino par excellence. Saxophon und Vibraphon treiben die Bilder in die Gedanken, lassen einen dahin treiben, ertrinken, wieder auftauchen (neugeboren), zurückblicken, bedauern und … hoffen. Nicht, dass es Erlösung gibt. Nur, dass der Schmerz etwas nachlässt und man vielleicht das Glück hat, dieselben Fehler am nächsten Abend noch einmal begehen zu können.
Tracklist
- Staub
- Karin
- Schwarze Biene (Black Maja)
- Unkerich
- Still am Trese
- Welk
- Von Schnäbeln
- Orgelblut
- Faul
- Welten
- Beileid
Fakten
Dolores
Originaltitel: Dolores, 2008
Label: Pias
Bohren & der Club of Gore