Der Gangster Abel (Lino Ventura), genannt der Panther, ist in die Jahre gekommen und des Lebens auf der Flucht müde geworden. Zusammen mit seinem Freund Raymond (Stan Krol) plant er einen letzten Überfall, um dann mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen heimlich nach Frankreich zurückzukehren. Dort sollen ihm seine ehemaligen Partner einen Neustart in Paris ermöglichen. Doch schon bei der Beschaffung des Reisekapitals produzieren sie die erste Leiche und müssen Hals über Kopf das Land verlassen. Und kaum auf französischem Boden, erwischt es Raymond und Abels Frau. Nun muss er sich mit den beiden Söhnen durchschlagen, bis die Hilfe seiner alten Freunde eintrifft. Doch die sind mittlerweile ehrbare Bürger geworden und wenig begeistert, sich mit Abel abzugeben. Einzig der Ganove Stark (Jean-Paul Belmondo) steht ihm zur Seite, während die Polizei das Netz enger zieht.
Kommentar
Die Leitmotive in Der Panther wird gehetzt, Sautets Regiedebüt aus dem Jahr 1960, durchziehen den französischen Gangsterfilm der 60er und 70er. Egal ob bei Henri Verneuil (Der Clan der Sizilianer) oder Meister Jean-Pierre Melville (Der eiskalte Engel, Vier im roten Kreis) – ein Mann im Spannungsfeld aus Einzelgängertum, Männerfreundschaft, Verrat und Gefühlskälte. Hier ist es der von Ventura stark gespielte Abel Davos, der sich zwischen diesen Polen bewegt. Eingefangen in melancholischen Schwarzweißaufnahmen, begleitet Sautet das absehbare Scheitern des Gangsters. Von der titelgebenden Hatz finden sich nur wenig Spuren. Das Erzähltempo bleibt ruhig, lässt Ventura Zeit, seine Figur aufzubauen. Man lernt ihn kennen als Ehemann und Vater, spürt aber früh, dass die die Bindung zu seiner Frau und den beiden Söhnen eher aus Verantwortungsgefühl und Gewohnheit besteht. Spätestens der tragische Tod seiner Ehefrau, an dem Abels Lebensweise letztendlich die Schuld trägt, zeigt, dass der Gangster keine tiefgehenden Emotionen kennt. Ein Fakt, der sich von ihm auf seine beiden Söhne übertragen hat. Denn beide zeigen kaum Reaktion auf das Ableben ihrer Mutter, obwohl sie Augenzeugen waren.
Viel stärker ist die Beziehung zu seinem Partner Raymond, mit dem er die meiste Zeit damit verbringt, zu planen und schließlich kaltblütig Verbrechen zu begehen. Eine Männerfreundschaft, die oft mit wenigen Worten auskommt. Als Raymond stirbt, tritt Jean-Paul Belmondo problemlos an dessen Stelle. Auch sein Eric Stark ist ein Einzelgänger, jünger und lebendiger als Venturas Abel, vielleicht so, wie der alternde Gangster früher einmal war. Beide verstehen sich blind und vertrauen einander instinktiv. So begleitet und unterstützt Stark Abel bei seiner Flucht und schließlich bei dessen Rachefeldzug, als auch das letzte Filmmotiv greift – der Verrat. Denn das Leben ist, trotz aller Freundschaft, ein einsamer Weg. Und Verlass ist am Ende nur auf einen – sich selbst.
Diese Tragik erzählt Sautet ruhig und unspektakulär, vor allem aber ohne zu werten. Das lädt Der Panther wird gehetzt mit Ambivalenz auf – Abel wird nie unsympathisch, aber auch nie wirklich liebenswert. Er geht ruhig und bestimmt seinen Weg, in dem man gelegentlich hofft, dass er irgendwie den Absprung schafft, obwohl man seinen kaltblütigen Morden zusieht und weiß, dass er scheitern muss. Die Figur des Eric Stark ist ebenfalls ein Verbrecher, noch kein harter Gangster wie Abel, aber auf dem Weg dahin, der dessen Rache und Morden unterstützt. Und doch gönnt man ihm das Mädchen und den Sprung vom Galgen. Dieser Zwiespalt bleibt bis zur letzten Einstellung, in der Abel in der Menge untertaucht und nur auf der Tonspur von seiner Ergreifung und Hinrichtung erzählt wird.
Fazit
Gelungener Gangsterfilm der französischen Schule mit einem hervorragenden Lino Ventura, unterstützt vom jungen Jean-Paul Belmondo.
Fakten
Deutscher Titel: Der Panther wird gehetzt
Alternative Titel & Arbeitstitel: The Big Risk – Volles Risiko
Studio: Diana
Regisseur: Claude Sautet
Darsteller: Lino Ventura, Jean-Paul Belmondo, Sandra Milo
Drehbuch: Claude Sautet, José Giovanni, Pascal Jardin
Musik: Georges Delerue
Basierend auf: José Giovannis Roman Classe tous risques