Kurt Renner hat sich die letzten fünfzehn Jahre mit erniedrigenden Hoteljobs herumgeplagt – schleimige Unterwürfigkeit, ein wenig Zuhälterei und etwas Gigolodasein. Doch mit dem bitter zusammengekratzen Geld kann er jetzt seinen Traum eines eigenen Luxushotels samt Tankstelle verwirklichen. Das große Geschäft ist garantiert. Würde es nicht eine verdammte Verzögerung bei der Fertigstellung des nahegelegen Highways geben. Wenn er nicht schnell vierzigtausend Dollar organisiert, dann kann er seinen Traum begraben. Aber Kurt hat einen Plan, narrensicher, versteht sich. Eine feine, kleine Erpressung. Denn Millionär Anders wird alles dafür tun, seinen Sohn Kelcy aus einer Schieflage zu ziehen. Und in eine solche will Renner den widerlichen Weiberhelden mit Hilfe der schönen Tamara bringen. Nichts kann schief gehen. Außer, als eine Leiche auftaucht. Und Geld verschwindet. Und Kurt nicht nur sein Hotel, sondern auch sein Leben zu verlieren droht.
Kommentar
Day Keene in Reinkultur. Nach fünf Seiten ist klar, wo die Reise hingeht. Kein unnötiges Geplänkel, keine langatmigen Aufbauten. Nichts davon ist nötig. Dennoch haben sich die verzweifelte Atmosphäre, das Halbseidene und die Abgründe draußen in Mission Bay, Kalifornien, bereits verfestigt, ehe auch die Handlung ins Rollen gerät. Kurt Renner, Sohn eines ungarischen Bauern, der sein Stück vom Kuchen abhaben will, egal wie, auf der einen Seite, die Familie Anders, die alles hat, das auch jedem unter die Nase reibt und nichts von ihrem Reichtum abgeben will, auf der anderen. Dazwischen dann noch die bildhübsche Tamara. Alle getrieben, alle mit Makeln behaftet. Sympathieträger sucht man bei Keene meist vergeblich. Aber man arrangiert sich mit den Figuren, die das kleinste Übel darstellen. Dass sie alle leiden werden, wenn die Dinge erst einmal aus dem Ruder gelaufen sind, ist ebenfalls klar. Und das passiert. Früher als später.
Anders küsst keine mehr ist ein im Grunde ziemlich mieser Blick auf die Menschen. Eine Gesellschaft durchzogen von Korruption und dem Gesetz des Mächtigen, in dem das Leben einer Frau keinen Pfifferling wert ist. Vergewaltigungen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte und keiner der ach so starken Männer krümmt auch nur einen Finger. Selbst Protagonist Renner nimmt die Untaten kalkulierend in Kauf. Erst auf den letzten Metern kriegt er Skrupel. Durch die Bank ist da niemand in Mission Bay, den es kümmert. Erst als die Routine aus Schweigen und Wegschauen durch einen Mord Risse bekommt, kaschiert der ein oder andere seine Mittäterschaft mit ein wenig schlechtem Gewissen.
Fazit
Stabile Kriminalgeschichte, die im Unterbau ziemlich schwarz ist, das aber gekonnt kaschiert. Der Plot packt dabei ziemlich kompakt einen geplanten Betrug, Mord, eine daramtische Flucht und Mörderjagd zusammen.
Fakten
Anders küsst keine mehr
Originaltitel: Take a Step to Murder, 1959
Day Keene