Wer einmal unschuldig im Zuchthaus gesessen hat, läuft Gefahr, wieder dort zu landen, wenn er sich mit einer organisierten Verbrecherbande anlegt. Ist deren Geschäft die Verbreitung obszöner Bilder und Filme, dann wissen die Beteiligten, dass die Verführer und Verführten keine Rücksicht kennen. Ein Badeort an der Sonnenküste Floridas ist der Schauplatz dieser atemberaubenden Geschichte, in der es um Kopf und Kragen und manch guten Ruf geht.
Nach drei Jahren unschuldig im Knast, macht sich Ex-Anwalt Bill Bailey direkt auf nach Florida, um im beschaulichen Urlaubsort Punta Grande den Mann in die Mangel zu nehmen, wegen dem er seine Zulassung verlor hatte und im Gefängnis landete. Vielleicht kann er ihm ein Geständnis abknöpfen – Baileys Fahrkarte zurück in respektables Leben. Doch einem toten Mann knöpft man gar nichts ab. Und als Exhäftling steht man bei der örtlichen Polizei auch ganz schnell ganz oben auf der Liste der Tatverdächtigen. Wenn der Mord dann auch nur die Spitze des Eisbergs aus Erpressung und Korruption ist, hat Bailey plötzlich ganz andere Sorgen und genügend Probleme am Bein, um damit in der Bucht von Punta Grande abzusaufen.
Kommentar
Liest man hard-boiled und Florida, hat man zumeist John D. MacDonalds Travis McGee-Serie vor Augen. Aber Keene lebte selbst im Sunshine State und siedelte etliche seiner Romane dort an. Das merkt man der von Hitze getränkten und von Sandfliegen und Moskitos wimmelnden Atmosphäre an. Mangroven, weite Strände, idyllische Ferienhäuser, Palmen geschmückte Villen, in denen sich die Schönen und Reichen tummeln, hin und her driftend zwischen freizügigem Strandleben und exquisiten Privatparties. Kein Wunder, dass die Gesetzeshüter im Ferienort Punta Grande (vermutlich ein fiktives Küstenstädtchen inspiriert von Punta Gorda, gelegen zwischen Port Myers und Tampa, oder ein Übersetzungsfehler des Städtchens) sehr bedacht auf Diskretion und saubere Straßen sind. Die Touristen sollen möglichst unbehelligt ihre Zeit und ihr Geld hier verplempern.
Dass es auch eine andere Seite des Städtchens gibt, wird Protagonist Bailey nur allzu schnell bewusst. Da sind die Lohnsklaven, die die Tourismusindustrie mit ihrer Arbeitskraft am Laufen halten, und die kleinen und größeren Kriminellen, die sich im Fahrwasser der feinen Gesellschaft eingefunden haben. Sie leben in ärmlichen Fischerhütten, malochen in Restaurants oder auf See, saufen sich ihrem Kummer fort oder vergraben ihre Träume im Sand. Bailey wollte nie sein, wie sie, und doch ist er ihnen näher als den anderen. Und vielleicht hängt sogar sein Leben von ihnen ab.
Fazit
Eine von Florida-Atmosphäre durchtränkte Kriminalgeschichte. Handfester Plot, ein paar noireske Figuren, spannendes Finale.
Fakten
Der Erpresser
Originaltitel: The Brimstone Bed, 1960
Day Keene