Der gutmütige Matrose Alex Winkley (Bill Williams) steht kurz vor der Abreise in sein ländliches Heimatstädtchen, die letzte Stunden in New York verbringt er in einer Bar. Dort reißt ihn die verführerische Edna Bartelli (Lola Lane) auf und nimmt ihn mit zu sich nach Hause, damit Alex ihr Radio reparieren kann. Während sich die Dame volllaufen lässt, repariert der Seemann den Rundfunkempfänger tatsächlich und gerät danach mit Edna in Streit wegen seiner Bezahlung. Nach noch mehr Alkohol setzt bei ihm ein Blackout ein. Am nächsten Morgen kommt er auf der Straße zu sich, verkatert und mit einem Batzen Bargeld in der Tasche. Als er es zurückbringen will, stolperte er jedoch über Ednas Leiche. Hat er sie im Rausch erwürgt? Alex beginnt an sich selbst zu zweifeln. Aber in der Tänzerin June (Susan Hayward), findet er eine Beschützerin, die von seiner Unschuld überzeugt ist. Gemeinsam stürzen sie sich in die Nacht, um noch vor dem Anbruch des nächsten Morgens den wahren Mörder zu finden.
Kommentar
Die Story lässt unschwer die Handschrift von Noir-Größe Cornell Woolrich (hier unter seinem Pseudonym William Irish) erkennen, der die Romanvorlage lieferte. Dementsprechend bündeln sich im Mikrokosmos der Handlung auch eine Wagenladung Zufälle, ohne die das Ganze nicht funktionieren kann. Ergänzt durch zahlreiche falsche Fährten und überraschende Wendungen. Aber, wie für Woolrich typisch, fallen die Puzzlestücke am Ende dann alle feinsäuberlich an ihren Platz. New York ist eben doch keine allzu große Stadt. Das Drehbuch verfasste Clifford Odets, der es mit flotten Wortwechseln und skurrilen Charakteren bevölkerte. Menschen, die in ihren eigenen kleinen Dramen gefangen sind. Sie sind es, die Deadline at Dawn den nötigen Noir-Touch verleihen. Sie sind manisch, tragisch, verloren. Gefangen in den Schatten der Stadt. Gekonnt eingefangen von Kameramann Nicholas Musuraca, dessen stärkste Einstellung sich schon am Anfang des Films findet: eine Frau liegt reglos auf dem Bett. Ihr Gesicht in extremer Nahaufnahme. Schläft sie? Ist sie tot? Ist das Verbrechen schon geschehen? Man hält den Atem an, noch ehe die Handlung richtig einsetzt.
Bill Williams verkörpert recht überzeugend den naiven Seemann Alex, der in einem Moloch wie New York völlig fehl am Platz ist und mehr von der Erinnerung an seine Heimat getrieben wird, als von allem anderen. Ihm zur Seite, und mit einer starken Bildschirmpräsenz, Susan Hayward, tough genug, um im Nachtleben der Metropole zu überleben, aber doch mit einem weichen Herzen. Dieser Wiederstreit zeichnet sich beständig in ihrem Gesicht ab. Sie kann anfangs gar nicht glauben, dass es einen wie Alex überhaupt geben kann. Der Dritte im Bunde ist Paul Lukas als philosophierender Taxifahrer. In Nebenrollen liefern Lola Lane als durchtriebenes Flittchen und Joseph Calleia als gewalttätiger Gangster einen guten Beitrag zum Film.
Fazit
Insgesamt eine gute Woolrich-Adaption, die gelungen seinen Noir-Kosmos auf den Bildschirm bringt.
Fakten
Deutscher Titel: –
Alternative Titel & Arbeitstitel: –
Studio: RKO
Regisseur: Harold Clurman
Darsteller: Susan Hayward, Paul Lukas, Bill Williams
Drehbuch: Clifford Odets
Musik: Hanns Eisler
Basierend auf: Cornell Woolrichs Deadline at Dawn