Your mind is the scene of the crime.
Mit Hilfe einer geheimnisvollen Apparatur und speziell hergestellten Drogen ist es möglich, in die Träume von Menschen einzudringen und deren innerste Geheimnisse zu extrahieren. Cobb (Leonardo Di Caprio) und sein Partner Arthur (Joseph Gordon-Levitt) sind die Besten in diesem ausgefallenen Gebiet der Industriespionage und kassieren gutes Geld dafür. Doch beim Versuch, dem mächtigen Firmenboss Saito (Ken Watanabe) auf diesem Weg ein paar Vertraulichkeiten zu entlocken, patzen sie und geraten damit ins Schussfeld ihres ursprünglichen Auftraggebers – Versagen wird nicht geduldet. Doch Saito selbst bietet ihnen einen Job an, dessen Bezahlung Cobb nicht ablehnen kann. Das Problem an der Sache: Sie sollen keine Information extrahieren, sondern eine Idee in den Kopf des Großindustriellen Fischer (Cillian Murphy) einpflanzen. Etwas, dass im Kreis der Traumdiebe als schier unmöglich gilt. Doch Cobb ist überzeugt davon, die Sache hinbekommen zu können. Zusammen mit der Traumarchitektin Ariadne (Ellen Page) und dem schmierigen Fälscher Eames (Tom Hardy), machen sie sich daran, tief ins Reich der Träume einzudringen. Doch Gefahr lauert nicht nur dort, auch Cobb selbst trägt etwas in sich, das die gesamte Mission zum Desaster werden lassen kann.
Kommentar
You create the world of the dream. We bring the subject into that dream and fill it with their subconscious.
Eins sollte man von vorneherein nicht aus dem Hinterkopf lassen: Mit seinem Budget von 160 Millionen Dollar ist Inception vor allem als Blockbuster ausgerichtet. Eine vielschichtige, komplexe Geschichte beißt sich folglich schon mal mit der breiten Massen an Zuschauern, die Nolan und Warner Brothers ansprechen wollen. In diesem Rahmen wahrt der Film, den der Regisseur dem Studio bereits 2002 als Idee anbot, eine gewisse Vielschichtigkeit, in dem mehrere Handlungsebenen nebeneinander laufen, aber nur bedingt ineinander greifen. Wirklich kompliziert ist die, abgesehen vom Intro, geradlinige Geschichte nicht. Und tiefgründig auch nicht. Zwar spricht Nolan durch DiCaprio zentrale Themen wie Verlust und Verdrängung an, die aber nie wirklich an die Essenz gehen. Oder zu vorhersehbar sind, um den Zuschauer einzunehmen. Vielleicht liegt es auch daran, dass Inception kurz nach Scorseses Shutter Island in die Kinos kam und beinahe wie eine inoffizielle Fortsetzung davon wirkt. Zumindest was die Rolle DiCaprios angeht, der in beiden Filmen mit ähnlichen Ängsten und Problemen zu kämpfen hat – Tod geliebter Menschen, Verdrängung, Verlust der Realität. Während aber die Lehane-Adaption wenigstens mit einigen surrealen Traumsequenzen aufwartet, bleiben die Träume – weit entfernt von Freuds Traumdeutung – in Nolans Werk antiseptisch, kalt und extrem geradlinig. Selbst der so gefürchtete Limbus ist wenig erschreckend. Natürlich muss diese konstruierte Traumwirklichkeit für den Heist genauso sein, um das Opfer in Sicherheit zu wiegen. Dies tut allerdings dem Film nicht gut, denn ein gefaltetes Paris und ein paar Escher-Treppen reichen nicht aus, um sich durch 148 Minuten zu arbeiten. Die sich dann auch aufteilen in Cobbs persönliches Drama, ein paar flotte Sprüche und reichlich Action. Letzteres mag zwar die Menge im Kino halten, entpuppt sich aber – da auf jeder Traumebene zelebriert – als reichlich ermüdend. Den besten Traumdieben der Welt bleibt nichts anderes übrig, als die seelischen Verteidigungslinien ihrer Zielpersonen symbolisch mit reiner Feuerkraft niederzumähen? Ziemlich mager, würden doch Träume selbst alle Möglichkeiten bieten, sich weitaus origineller durch das Unterbewusstsein zu fräsen.
Und die auf mehreren Ebenen ablaufende Einpflanzung? Baut sich erst einmal sehr klar auf und verlangt auch dem Zuschauer nicht allzu viel ab, denn alle Ebenen sind deutlich voneinander zu unterscheiden. Die Idee der Kicks, um aus einer Ebene zu erwachen, ist gelungen, aber bis diese sich in der Länge des Films entfalten und final Ablaufen, geht diesem die Puste aus. Vor allem, da in ihrer Auflösung so gar keine Überraschung wartet und alles glatt geht. Das hätte man ruhig in dreißig Minuten weniger erzählen können. Zum Thema Heist gibt es, im Dunstkreis des Noir, etliche Beispiele, wie man so etwas kompakter und spannender erzählen kann: Le Cercle rouge, The Asphalt Jungle, Rififi.
Die Besetzung von Inception ist durchweg akzeptabel, wie schon erwähnt bleibt DiCaprios Cobb beinahe baugleich mit seinem Teddy Daniels, und somit gut, aber wenig neu. Am besten gefallen noch Joseph Gordon-Levitt und der leicht aufgedunsene Tom Hardy. Die neugierige Figur der Ariadne hätte getrost entfallen können, ist sie doch wirklich schönstes “Neugieriges Mädchen”-Klischee.
Und das Ende? Ist nun wirklich keine Überraschung.
Fazit
I think I’m going to sit this one out, boys.
Für einen Hollywood-Streifen dieser Größenordnung akzeptabel anspruchsvolle Unterhaltung, erwartet man von der Story eine Abgründigkeit und Wirrung a la Lynch, wird man zwangsläufig enttäuscht.
Fakten
Deutscher Titel: –
Alternative Titel & Arbeitstitel: –
Studio: Warner Brothers
Regisseur: Christopher Nolan
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Joseph Gordon-Levitt, Tom Hardy
Drehbuch: Christopher Nolan
Musik: Hans Zimmer
Basierend auf: –