In der Ölstadt Brenton, Westtexas, schießt das organisierte Verbrechen ebenso ergiebig aus dem Boden, wie das schwarze Gold. Zumindest, solange die Stadtführung ihren Gewinn abschöpfen kann. Die Dinge laufen gut für Ratsmitglied Ben Halliday, könnten aber noch einträglicher sein, wenn der amtierende Polizeichef Bronson sich aktiv in die krummen Geschäfte einklinken würde. Solange er das nicht tut, kassiert Sheriff Messner einen guten Anteil der Schmiergelder. Aber Bronson ist alt und steht kurz vor der Rente. Mit dem richtigen Mann an seiner Stelle, würden die Karten neu gemischt. Und in dem Herumtreiber Willa Ree hat Halliday genau das richtige Werkzeug gefunden. Glaubt er zumindest. Einen ambitionierten Kleinkriminellen, der machen wird, was Halliday und seine Partner verlangen. Also schleusen sie Ree in den Polizeidienst, nicht ahnend, dass sie damit eine Gewalt entfesseln, die am Ende ihrer aller Existenz bedrohen kann. Denn Willa, den seinen analphabetische Mutter eigentlich Willie nennen wollte, hat nur zwei Ziele: Geld und Frauen. Und an die kommt er, koste es, was es wolle.
Kommentar
Davis, geboren 1919 in Texas, aufgewachsen in so starker Armut, dass selbst der Einschlag der Depressionsjahre keinen Unterschied in seinem Leben bedeutete, gehört mit One for Hell zum Kreis der vergessenen Noir-Autoren. Das liegt sicherlich daran, dass es von ihm bedauerlicherweise nur zwei veröffentlichte Romane gibt – besagten Titel und The Outraged Sect (1956). Denn die schiere Wucht seines Erstlings, die Schwärze der Charaktere, die Gewalt und sexuellen Obsession, die auf beinahe jeder Seite durchdringen, hätten ihn zu einem der Großen des Noir werden lassen können. Wenn, ja, wenn Davis sich für eine Karriere als Schriftsteller entschieden hätte, statt den sicheren Job eines PR-Managers bei Bell/AT&T anzunehmen (in dem er übrigens sehr erfolgreich war). So blieb es bei One for Hell, der sich wie ein Bastard aus Hammetts Red Harvest und einem tiefschwarzen Thompson liest. Jada M. Davis (das M. eine reine Erfindung seinerseits) schöpft dabei aus seiner eigenen Zeit als Herausgeber von Tageszeitungen in texanischen Ölstädten, in der er als Journalist gegen Korruption vorging. Sein Brenton ist eine Stadt wie Hammetts Poisonville – bevölkert von kriminellen Subjekten, bestechlichen Politikern, skrupellosen Polizisten und besessenen Frauen. Die treibenden Kräfte sind Geld, Gewalt und Sex. Selbst der einzig ambitionierte, ehrliche Bulle kriegt nicht die Kurve.
In dieses Spannungsfeld kommt der latent gewalttätige Willa Ree, ein abgebrannter Herumtreiber, der sich selbst für den Größten hält, fähig, die reife Stadt bis zum letzten Tropfen auszupressen. Einer, der sich nimmt, was er verdient. Impulsiv und knallhart. Glauben seine Macher anfangs noch, ihn kontrollieren zu können, werden sie bald eines Besseren belehrt. Denn Ree ist kein mickriger Kleinkrimineller, sondern ein brutaler Soziopath, der auch vor Vergewaltigung und Mord nicht halt macht. Dabei hat sein Handeln die Durchschlagskraft einer Kugel – und einmal abgefeuert, lässt sich die Richtung nicht mehr ändern.
Davis Stil ist direkt und unromantisch, manchmal rau wie die Wüste Texas, manchmal zerhackt. Zeit zum Atemholen bleibt nicht. Denn trotz der sich früh abzeichnenden Abgründigkeit des Antihelden Ree, bleibt man ihm gegenüber erschreckend lange ambivalent. Und wenn Willa dann abdreht, ist es zu spät. Das tut der in einer der stärksten Szenen des gesamten Buches etwa in der Mitte der Geschichte, als Ree versucht, einen unliebsamen Mitwisser auszuschalten. Das ganze ist so schweißtreibend brutal und hart, dass einem der Mund offenstehen bleibt. Das hat wirklich das Kaliber eines Thompson. Nicht, dass One for Hell danach großartig nachlässt – keine Bange. Der Schluss greift noch mal in die Vollen.
Am Ende hat man ein Noir-Juwel hinter sich gebracht, das zum Glück nicht gänzlich in Vergessenheit geraten ist. Schade nur, dass Davis nicht mehr in der Richtung fabriziert hat. Er starb 1996 an den Folgen intensiven Rauchens und jener Strahlungsexperimente, denen er sich freiwillig nach dem Krieg ausgesetzt hatte.
Fazit
Ein verdammter Höllentrip – schwarz durch und durch.
Fakten
One for Hell
Originaltitel: One for Hell, 1952
Jada M. Davis