Der alte Lincoln Fargo hat in seinem Leben schon so ziemlich jedes Laster ausgekostet, aber ein gestohlenes Pferd ist das einzige, was sein Gewissen plagt. Sein Sohn Grant, ein unruhiger Dandy, verstrickt sich mehr und mehr in eine Affäre mit seiner verführerischen Cousine. Tochter Edie wurde von ihrem Mann sitzen gelassen und schlägt sich in einer Dorfschule herum, während ihr kleiner Sohn Robert mit seinen Cousins derbe Streiche ausheckt. Einzig der Brite Courtland nimmt sich ihrer an, doch ist der schon mit Edies Schwester verheiratet. Und hinter aller Rücken überschreibt Großmutter Pearl auch noch den Familienbesitz an niemand geringeren als den allmächtigen Herrn selbst. Die Fargos haben sich über Verdon, Nebraska ausgebreitet wie die Schmeißfliegen.
Kommentar
Ein früher Thompson in Form einer Familiensaga. Spätere Soziopathen wie Lou Ford oder Nick Corey kündigen sich bereits an, treten aber noch nicht deutlich hervor. Es ist eher das unterschwellige Moment, das sich im degenerierten Farmersclan der Fargos festsetzt – häusliche Gewalt, Inzest, Verblendung und schließlich sogar Mord. Das alles eindringlich gezeichnet gegen das bäuerliche Nebraska, angefüllt mit kleinen Anekdoten über das harte Leben dort – die kleinen und großen Wehwehchen, derbe Jugendstreiche, zerplatzende Hoffnungen, erste Liebe. Thompson greift dem vor, was Daniel Woodrell mit seinen White Trash-Betrachtungen in den Ozarks fünfzig Jahre später perfektionieren sollte.
Fakten
Fürchte den Donner
Originaltitel: Heed the Thunder, 1946
Jim Thompson