Statt Jagen zu gehen, entschließt sich Pat Cosgrove spontan, die Bank in seinem Heimatstädtchen zu überfallen und ein paar Geiseln zu nehmen. Leider auch den örtlichen Richter, der nach dem Scheitern des kleinen Coups dafür sorgt, dass Pat die nächsten fünfzehn Jahre in der gefürchteten Strafanstalt Sandstone verbringt. Aus der holt ihn schließlich der Lobbyist Dr. Luther – wie es scheint, ein echter Menschenfreund. Doch so scheint es nur. Denn Cosgrove muss feststellen, dass er vom Knast direkt in eine Welt des Misstrauens geraten ist. Eine ganze Hauptstadt voller Lügner, Betrüger und Manipulatoren. Wenn Pat seine frisch gebackene Liebe zur hinreißenden Madeline retten will (und sich selbst), muss er teuflisch aufpassen. Falls er seinem neuen Schatz überhaupt trauen kann …
Kommentar
Paranoia – das passende Wort für Thompsons Recoil. Wenn sie es überhaupt je besessen haben, haben seine Protagonisten das letzte Quäntchen Urvertrauen ausgeschwitzt. Was ihnen bleibt, ist ein tief sitzendes Misstrauen gegen die Welt im Allgemeinen und ihre Mitmenschen im Besonderen. Und sie haben auch allen Grund dazu. Denn in jedem Schädel steckt ein Hintergedanke, der den Blick einfärbt, bis weiß nur noch grau und der ganze Rest schwarz ist. Traue niemandem – weder deinem Geschäftspartner, deinem Anwalt und vor allem nicht deiner Frau. Sie ziehen dich nur über den Tisch, wenn du das nicht vorher tust.
Selbst der auf seine Art naive Cosgrove bekommt diese Wahrheit ziemlich schnell zu spüren. Nicht, dass ihm die Erkenntnis groß hilft. Er weiß so nur, dass sein Ende unweigerlich bevorsteht. Gefangen in einer Mausefalle, an deren Tür bereits die Katzen zerren. Was ihm, im Gegensatz zu den meisten anderen Thompson-Protagonisten, abgeht (und deshalb vielleicht retten kann), ist eine (soziopathische) Selbstsicherheit. Stattdessen stolpert er noch immer wie ein unbedarfter Achtzehnjähriger umher, den fünfzehn Jahre Folter und Gewalt überraschenderweise nicht über die Kante gestoßen haben. Er hängt irgendwo davor. Vielleicht ein Grund, weshalb Thompson ihn und ein paar andere glimpflich davonkommen lässt. Das allerdings schmälert Recoil, dem ein wirklich guter Noir-Augenblick innewohnt: Pats erste Begegnung mit Madeline ist reinster Pulp!
Fakten
Revanche (Rückschlag)
Originaltitel: Recoil, 1953
Jim Thompson
Zu bekommen


