Travis muss mal wieder seinen vorgezogenen Ruhestand verlassen, um genügend Kohle für den nächsten Rentenabschnitt einzufahren. Sein Boot, die Busted Flush, Parties und Frauen zehren eben an den Ersparnissen. Auf Bitten einer alten Freundin verlässt er widerwillig das heimische Florida in Richtung Arizona, um sich unbemerkt mit Mona Yeoman zu treffen. Die junge Frau hängt in einer unglücklichen Ehe fest und will raus. Aber ihr Ehemann, ein abgebrühter Geschäftsmann mit reichlich Einfluss, will sie nicht ziehn lassen. Mona vermutet, dass ihr Gatte das Vermögen ihres verstorbenen Vaters durchgebracht hat. McGee soll das Geld auftreiben, natürlich für eine fette Beteiligung. Doch noch ehe Travis den Auftrag annehmen kann, wird Mona vor seinen Augen abgeknallt.
Die örtliche Polizei erweist sich als wenig hilfsbereit, vielleicht, weil sie zu sehr unter der Fuchtel von Monas Ehemann stehen, vielleicht aber auch, weil die Leiche und jede Spur des Mordes plötzlich verschwunden sind. Das kratzt etwas an der Ehre. Daher fängt Travis gegen alle Widerstände an zu ermitteln. Und sticht in ein Schlangennest.
Kommentar
Da ist eine ganz spezielle Atmosphäre, die den McGee-Romane innewohnt. Zum einen der geographische Einschlag, der die Seiten durchzieht, sei es die schwüle Hitze Floridas und der Geruch nach Salzwasser, oder – im Falle von Tod in der Sonne – die sengende Wüstensonne und die scharfkantige Ödnis Arizonas. Die Landschaft überträgt ihre Stimmung auf McGee und die anderen Figuren, schließlich auf den Leser. Eine Mischung aus entfernter Melancholie, weil sich auch in Florida die Dinger ändern, oft nicht zum Guten, dem Gefühl von immerwährendem Urlaub.
Dazu gesellen sich die McGee-typischen Ausbrüche von Philosophie, die Weltsicht des Finders-verlorener-Dinge, des Aussteigers, des Spielers. Ein anderer Blick auf die Welt, als Chandlers Marlowe und seine schimmernde, aber von der Zeit überholte Ritterlichkeit, oder Hammetts namenloser Detektiv von Continentals, mit seiner Körperlichkeit und … Handwerkermentalität. McGee bringt eine persönliche Nuance in seine Jobs, auch weil er sie nur annimmt, wenn es wieder an der Zeit ist und wenn ihm die ganze Angelegenheit zusagt.
Die Handlung hat, was ein McGee-Roman benötigt – Mord, fragwürdige Charaktere, Wendungen und ein hartes Finale im purpernen Licht des anbrechenden Tages. Natürlich darf auch das Love Interest für Travis nicht fehlen, das er aus dem verkorksten (sexuellen) Dornröschenschlaf erweckt – einer der wenigen Aspekte des Romans, der schlecht gealtert ist.
Fazit
Tod in der Sonne ist der dritte McGee-Roman, ohne Florida und die Busted Flush etwas losgelöst aus dem McGee-Kosmos, aber deswegen nicht schlechter.
Fakten
Tod in der Sonne
Originaltitel: A Purple Place for Dying, 1964
John D. MacDonald