Generaloberhauptstaatskommissar Harald Heffelbroffler bekommt es mit einem Mordfall zu tun. Ein Mann liegt tot auf seiner Terrasse und wartet darauf, dass sein Mörder gefunden wird. Doch in Sachsenrhein-Vorbayern laufen die Dinge anders. Gründlichkeit geht vor Geschwindigkeit und bevor Ermittlungen beginnen, müssen Berichte vorliegen. Und wenn Berichte nicht vorliegen, muss gewartet werden. Wochenlang. Mit eisernem und unbeugsamen Durchhaltewillen.
Doch nicht nur an dieser Front kämpft der Generaloberhauptstaatskommissar. Mit all seiner Energie und Kampfgeist nimmt er es mit einem schier unbezwingbaren Gegner auf: den Feinden des zivilisatorischen Rangfortschritts.
Und dann kommen die Berichte. Und alles kommt anders.
Im Sog des Ermittlungssumpfes muss Heffelbroffler nicht nur seine eigene Karriere, sondern auch die Bürokratie und das Wohlergehen seines Landes verteidigen.
Kommentar
Alles Grütze, oder was?
Grütze, in all ihrer kulinarischen Vielfalt, ist es, was die Kriminalbekämpfungszentrale der staatlichen Polizeidirektion Wertprechtingens zusammenhält. Ich wage sogar zu behaupten, dass Grütze ein Fundament für den Staat Sachsenrhein-Vorbayern ansich ist. Ohne den nahrhaften Brei käme der gesamte bürokratische Apparat zum Erliegen. Und das weiß auch Generaloberhauptstaatskommissar Harald Heffelbroffler. Deshalb tut er, was ein lupenreiner Bürokrat tun muss, er verschafft der Grütze und ihren kochenden Küchenmeistern die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Dabei riskiert er seine Karriere in den Mühlen des Systems, aber die Grütze ist es wert. Den Mordfall behandelt der mit allen bürokratischen Wassern geschwaschene Generaloberhauptstaatskommissar Heffelbroffler, wie man ihn behandeln muss – streng nach langwieriger Vorschrift. Eigentlich alles erquickende Routine, wäre da nicht eine Kleinigkeit, die seine gesamte Laufbahn ruinieren könnte.
Mich reizte die Grütze, quasi als satirisches Sinnbild für den durchschnittlichen, seichten Kriminalroman, und der Begriff Anti-Krimi, denn wenn etwas schon per Signet gegen den Einheitsgrützenbrei des Spannungsromans steht, kann man ja einen Blick riskieren.
Nach dem Konsum von Heffelbrofflers grützigster Fall bin ich der Grütze kulinarisch zwar dennoch nicht tiefer verbunden, zolle ihr aber mehr Respekt für ihre stärkende Rolle im bürokratischen Apparat (und ich hoffe, dass sie Standard in allen Kantinen des öffentlichen Dienstes ist). Was das Anti des Krimis am Ende des Buches definiert, muss sich dem geneigten Leser vermutlich selbst erschließen. Womöglich ist es schlichtweg die Bürokratisierung des Mordfalls, dem so jegliche Couleur und somit Spannung entzogen wurde. Letztere ist aber dann doch da, hat aber mit dem Mord und seiner Klärung weniger zu tun.
Fazit
Alles im allem eine gut angerichtete Parodie auf die Bürokratie, etwas weniger auf Kriminalromane, aber vor allem eine endlich erfolgte Huldigung der Grüze.
Fakten
Heffelbrofflers grützigster Fall
Originaltitel: Heffelbrofflers grützigster Fall: Eine Kriminalbegebenheit aus Sachsenrhein-Vorbayern, 2021
Christian Schwaderer
Leseprobe
Leseprobe Heffelbrofflers grützigster Fall