Wahrheit: Wann immer zwei Menschen beisammen sind, ist da jemand, der den anderen aufs Kreuz zu legen versucht. Die Pläne sind nicht immer weitreichend und großartig, und der Schwindel ist nicht immer unerlaubt, aber jeder versucht irgendeinen Schwindel. Jeder.
Jeffty Kittridge ist ein mieser, kleiner Gauner, der sich mehr schlecht als recht über Wasser hält. Ein paar Dummköpfe für eine Handvoll Dollar abziehen und saufen, viel mehr ist mit seinem Leben nicht mehr los. Abgesehen davon, dass er ein Spieler ist und dem knallharten Dumas satte $15.000 schuldet. Damit er seine Zahlungsverpflichtung nicht vergisst, lässt der Buchmacher ihm auch gleich mal zwei Finger brechen. Dann bietet er ihm Alles-oder-Nichts und Jeffty steht mit schlappen $30.000 in der Kreide. Da reichen auch seine Gaunereien nicht. Hilfe naht in Gestalt des Junkies Nellis, einem alten Kumpel, dem Jeffty vor sieben Jahren die Frau ausgespannt hat. Schwamm drüber – jetzt hat Nellis das goldene Poker-Händchen. Mit etwas Glück kann Jeffty so einen ordentlichen Schnitt machen und lebend aus der Sache rauskommen. Schade nur, dass er eben der geborene Verlierer ist und neben seinen Schulden bald auch noch eine Leiche am ungewaschenen Hals hat.
Kommentar
Hier geht es dann mal direkt in die Gosse der Engelsstadt. Die Flügel wurden für die letzte Flasche Alk versetzt, der Heiligenschein beim Pokern verzockt. Und das weiße Hemdchen ist zerrissen und starrt vor Schmutz wegen der vielen Betrüger, Junkies, Kriminellen und Nutten, die daran gezupft haben. Wenn du im Leben nicht mehr viel zu erwarten hast, tut es auch ein Jack Daniels und der miese Fick mit einer billigen Straßennutte. Dazwischen ein paar kleine Gaunereien, die dich zu nichts befähigen, die dich nicht aus der Scheiße ziehen, in die du dich so ergeben geflüchtet hast.
Ridleys Protagonist Jeffty geht langsam vor die Hunde, baut Stück für Stück ab. Schön, wie er sich einredet, kein Alki zu sein. Schön, wie er einem fragilen Gebilde nachjagt, um seine Schulden loszuwerden. Nur um immer wieder eins zu erkennen – er war, ist und bleibt ein Verlierer. Dabei begleitet man den kleinen Ganoven auf mehr als 400 Seiten. Das ist mal amüsant, mal deprimierend, mal einfach nur dicht dran an der Wahrheit. Allerdings nervt Jeffty an. Sein Geschwafel über das Leben und die Liebe zieht sich. Der Big Plot nimmt erst den zweiten Teil der Geschichte ein. Ein paar Seiten weniger hätten dem Ding gut getan.
Fakten
L.A. Blues
Originaltitel: Love Is A Racket, 1998
John Ridley