Der Gangster Charley betreibt mit seinem Kumpel Joe Lenken einen blühenden Schwarzmarkthandel im idyllischen Neapel – zehn Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg vertickten die beiden Alkohol und Medikamente. Das Geschäft läuft gut, bis Charley bei einem Transport von der Polizei gestellt und angeschossen wird. Ihm gelingt die Flucht, doch ohne gültigen Pass kann er sich nun nicht mehr frei bewegen. Den hat Lenken bereits für sich besorgt und sieht nun genüsslich zu, wie Charley das Wasser bis zum Halse steht. Denn Freunde sind die beiden Deserteure keineswegs.
In einem verzweifelten Versuch macht sich Charley nach Rom auf, um dort an gefälschte Papiere zu kommen. Das Schicksal spielt ihm die Identität eines ermordeten Alkoholikers zu, dessen Leiche er vorher jedoch entsorgen muss. Der Tiber ist da genau das richtige Grab. Nur wird er dabei beobachtet, von der schönen, aber geheimnisvollen Martha. Sie verrät ihn nicht, sondern nimmt ihn mit zu sich nach Hause. Beide sind sie verlorene Seelen, die einander gefunden zu haben scheinen. Wären da nicht das Misstrauen und der hinterhältige Joe Lenken.
Kommentar
Noir muss nicht zwangsläufig in den Staaten spielen. Auch das friedliche Neapel kann die Bühne für einen Roman noir erste Güte liefern. Die Dreiecksbeziehung zweier alternder Gangster und einer schweigsamen Schönen, denen das Misstrauen im Blut liegt. Charley, anachronistisch in seinen beinahe romantischen Vorstellungen von Geschäften und Beziehungen. Joe, gierig, abgebrüht und sexbesessen. Und Martha, die für ihren Charley durch die Hölle gehen würde. Sie sind vom Schicksal aneinandergekettet. Geradeswegs auf dem Weg in den Untergang. Liebe und Tot liegen dicht beisammen. Wo kein reines Vertrauen sein kann, warten am Ende der schmerzhafte Verlust und die Einsamkeit. Geld, Gewalt und Sex sind ihre einzigen Mittel, sich auszudrücken.
Fakten
A House in Naples
Orginialtitel: A House in Naples, 1956
Peter Rabe