Perlen sind eine Plage
(Pearls Are a Nuisance, 1939)
Mrs. Penruddocks Perlen sind abhanden gekommen. Neunundvierzig rosa Kügelchen auf einer Schnur, die für einigen Wirbel sorgen, als Lebemann Walter Gage nach ihnen sucht. Denn wenn er es nicht tut, entlobt sich seine Liebste von ihm, die für die alte Mrs. Penruddock arbeitet. Der alten Dame wurden die Perlen von ihrem verschiedenen Mann geschenkt, nur dass sie diese während der Depression gegen Imitate austauschen ließ, um ihre Angestellten zu bezahlen. So jagt Gage also Fälschungen hinterher, zusammen mit dem ehemaligen Chauffeur Henry, der eigentlich Hauptverdächtiger ist. Aber diese kleine Unstimmigkeit wird bei ordentlich Schnaps aus der Welt geräumt. Die beiden Freunde wagen sich frohen Mutes in die Kreise der Verbrecher, während der Preis um die Perlen in die Höhe schießt. Warum verlangt jemand $5000 für ein paar falsche Klunker?
Kommentar
Eine von Chandlers leichteren Geschichten, beinahe schon vergnügt und verspielt, wie er den Wortkünstler Gage hinter den Perlen herschickt. Viel Sauferei, Wortwitz und eine haarsträubende Räuberpistole, an deren Ende eine sanfte Melancholie um wahre Freundschaft steht.
Straßenbekanntschaft Noon Street
(Pickup on Noon Street, 1936)
In der Noon Street trifft der Undercoverbulle Pete Anglich die junge Token Ware, die in eine Erpressung um den Star John Vidaury verwickelt ist. Während er versucht, dem Mädchen zu helfen, gerät er immer tiefer in ein Gewirr aus Lügen und Erpressung, in dem der brutale Trimmer Waltz die Fäden zieht und dabei über Leichen geht.
Kommentar
Eine klassische Hard-boiled-Story um einen Mann, der keine große Vergangenheit, noch viel im Leben hat – ein Undercoverbulle, der sein Dasein im Schatten fristet, kaum Emotionen an seine Umwelt verschwendet und mit bleierner Geduld seinen Job verrichtet. Wenn er dabei töten muss, so tut er dass, ohne mit der Wimper zu zucken. Ein letzter Rest von Moralität ist ihm geblieben, jene dünne Linie, die ihn nicht gänzlich die Seiten wechseln lässt. Und die reicht aus, um Mitleid mit der Herumtreiberin Token zu haben, die in die Fänge eines Zuhälters und Erpressers geraten ist. Also beißt Anglich sich durch, steckt ein, steht auf, teilt aus, um am Ende zu stehen und die Gerechtigkeit in seinem Sinne zu schmieden.
Gefahr ist mein Geschäft
(Trouble Is My Business, 1939)
Anmerkung: In der Übersetzung des Diogenes-Bandes (1976) wird Johnny Dalmas als Detektiv aktiv, wie im Original. 1950 stellte Chandler diverse Kurzgeschichten für einen Reader zusammen und änderte bei einigen davon den Namen des Protagonisten, in diesem Fall zu Philip Marlowe.
Marlowe wird darauf angesetzt, die hübsche Harriet Huntress vom Adoptivsohn und Erben des kaltschnäuzigen Jeeter loszueisen. Denn der junge Mann hat einen Batzen Schuldscheine im Wert von mehreren Zehntausend Dollar unterzeichnet und die liegen bei Harriets Partner, dem skrupellosen Gangster Marty Estel. Jeeter Senior fürchtet Erpressung oder gar eine Vermählung des jungen Paares. Also macht sich Marlowe auf, dem hübschen Rotschopf einen Besuch abzustatten und sie zum Einlenken zu bewegen. Doch kaum dort, bezieht er einen K.O.-Schlag von Jeeter Junior, der gar nicht begeistert von den Vorschlägen des PIs ist. Damit nicht genug, lauern ihm auch noch zwei Killer in seiner Wohnung auf, die ihn zwingen wollen, den Jeeter-Fall aufzugeben. Ganz zu schweigen davon, dass Marty Estel ein paar Takte mit ihm reden will. Dann taucht natürlich auch die erste Leiche auf und der ganze Fall wird immer vertrackter. Doch einen Philip Marlowe kriegt nichts unter.
Kommentar
Chandler packt wieder einmal eine Wagenladung Verwicklungen und falsche Fährten in diese Kurzgeschichte um Philip Marlowe. Da braucht es schon einen zähen PI, um die Lügen auseinander zu dividieren, ordentlich Schläge einzustecken und am Ende den Sack zuzumachen. Nicht, dass es außer ihm irgendeine moralisch integere Person in dem ganzen Spiel gäbe.
Der Bleistift
(Marlowe Takes on the Syndicate, 1959)
Philip Marlowe wird ins Netz der Mafia verwickelt. Ein Aussteiger bittet den Privatdetektiv um Hilfe und los geht es ins Land der Verwicklungen und Morde. Zwei Killer, ein falscher Mafioso und besagter Bleistift.
Kommentar
Eine späte Kurzgeschichte um den zu dieser Zeit schon mythischen Philip Marlowe, die Chandler extra für die englischen Leser verfasste. Leider weiß die Story nicht zu überzeugen. Marlowe fühlt sich in diesen 50 Seiten nicht sehr wohl.
Fakten
Gefahr ist mein Geschäft
Kurzgeschichten
Raymond Chandler