Großbritannien nach Ende des Ersten Weltkrieges: Captain Hugh “Bulldog” Drummond, legendärer Offizier des Royal Loamshire Regimentes, sucht der Langeweile des Zivilistenlebens mit einer Zeitungsannonce zu begegnen: Mann außerordentlichen Könnens stellt seine Dienste als Privatdetektiv zur Verfügung. Unter den darauf eintrudelnden zahlreichen Zuschriften findet sich auch der verzweifelte Hilferuf der liebreizenden Phyllis Benton. Der Vater der jungen Dame scheint gegen seinen Willen in undurchsichtige Machenschaften verwickelt zu sein, die ihren Ursprung in der nachbarlichen Villa und deren Bewohnern zu haben scheinen. Der dort residierende Mr. Lakington versammelt eine ganze Schar zwielichtiger Subjekte um sich, die er zusammen mit dem undurchsichtigen Mr. Peterson für sinistere Machenschaften einzusetzen gedenkt. Die Entführung des Industriellen Potts ist nur die Spitze des Eisbergs. Drummond sieht sich plötzlich einer Verschwörung gigantischen Ausmaßes gegenüber, die die Grundfesten des britischen Empires erschüttern könnte. Doch die Schurken haben die Rechnung ohne Bulldog und seine Verbündeten gemacht, die sich aufschwingen, die Verbrecher das Fürchten zu lehren. Denn solange es einen Drummond gibt, wird das glorreiche Britannien niemals vor der kommunistischen Bedrohung kapitulieren!
Kommentar
Die Figur des Captain Hugh Drummond, D.S.O., M.C. entsprang der Feder Herman Cyril McNeiles (1888-1937), der anfangs unter dem Pseudonym Sapper (die Bezeichnung für einen Soldaten in den Royal Engenieers) veröffentlichen musste, da es Armeeangehörigen nicht erlaubt war, unter ihrem wirklichen Namen zu publizieren. Bulldog, so Drummonds Spitzname, war angelehnt an McNeiles eigenen Kriegserfahrungen und dem Charakter seines Freundes Gerard Fairlie, der nach Sappers Tot die Serie weiterführte. Auf dem Papier kulminierte das in einem patriotischen, humorigen und knallharten Helden, der die Fahne des Empires hochhält und jeglichem Feind unbeugsam entgegentritt. Und der Feind sind in diesem Fall Linksradikale, Kommunisten und Bolschewiken, die das Königreich zersetzen und zu Fall bringen wollen. Sei es durch inszenierte Streiks, Korruption, Erpressung, Mord oder Terroranschläge. Doch es sind keine kleinen Störfeuer, mit denen sich Drummond hier abgeben muss, sondern eine durchorganisierte Verschwörung, die nur ein Verbrechergenie orchestrieren kann – einer wie Carl Peterson. Der entpuppt sich schon bald als Drummonds Erzfeind und zwischen beiden entbrennt ein gefährliches Spiel, das sich über drei weitere Romane ziehen wird. Dabei gerät Drummond immer wieder in tödliche Fallen, denen er mit unbeugsamem Willen, Zähigkeit und Glück entgeht. Im Gegenzug bringt er Petersons Pläne durch haarsträubende Aktionen durcheinander, bis sich beide im Finale gegenüberstehen. Beide Seiten gehen dabei nicht gerade zimperlich mit einander um. Drummond, als Vertreter der britischen Upper Class, hält zwar eisern seinen Ehrenkodex hoch, doch im Umgang mit seinen Feinden zeigt er keine Gnade. Und von denen hat er reichlich – ein Bataillon aus radikalen Russen, Juden oder Deutschen. Nur sporadisch mischt sich ein britischer Gentleman darunter. Das Feindbild und die Ängste der damaligen Zeit waren klar. Die Drummond-Romane richteten sich an Männer wie McNeile oder Fairlie selbst – Kriegsheimkehrer der gehobenen Gesellschaftsschicht, die das Königreich gegen das Übel von außen verteidigt hatten. Und nun befürchteten, dass solche Übel das Land von innen zersetzen würden. Oder eben solche Leser, die sein wollten wie Held Bulldog.
Zumindest was den Erfolg anging, brauchte sich die Romanreihe vor nichts zu fürchten. McNeile schrieb zehn Teile, Fairlie steuerte sieben weitere bei, die sich bestens verkauften und diverse Bühnen-, Radio- und Filmadaptionen nach sich zogen. Allein über zwanzig Verfilmungen zwischen 1922 und 1948 (einmal verkörperte Ray Milland den Helden, ansonsten in einer Serie aus B-Filmen John Howard). Zudem nannte Ian Flemming Sappers Drummond als direkten Einfluss für seinen James Bond.
Fazit
Wer eine Wagenladung althergebrachter Action und tödlicher Fallen mit einem pfundigen Helden sucht, und sich von überbordendem britische Patriotismus / Heldenmut und einer Empire-Weltsicht auf Feinde und Verschwörer, die hundert Jahre später in Inhalt und Wortwahl reichlich konservativ und antiquiert ist, nicht abschrecken lässt, der kriegt mit Bulldog Drummond genau das, was er erwartet.
Fakten
Bulldog Drummond
Originaltitel: Bulldog Drummond, 1920
Sapper (Herman Cyril McNeile)