London, 1870: An einem Winterabend stürzt sich ein bekannter Finanzberater aus dem Fenster seines Stadthauses zu Tode. Allem Anschein nach Selbstmord. Kurze Zeit später kommt ein Priester bei einem Droschkenunfall ums Leben. Allem Anschein nach ein tragisches Unglück. Kein Grund für Lestrade und die Londoner Polizei, Ermittlungen aufzunehmen. Wohl aber für einen jungen Schüler des Brompton College, den talentierten Sherlock Holmes. Der außergewöhnliche junge Mann kommt schnell dahinter, dass die beiden Todesfälle eine enge Verbindung zu seiner Lehranstalt haben. Wie gut, dass sein neuer Zimmergenosse, der etwas pummelige John Watson, ihm fasziniert und treu zur Seite steht. Gemeinsam mit Holmes erster großen Liebe, der Waisen Elisabeth, machen sie sich daran, einem alten Verbrechen auf die Spur zu kommen, dessen dramatische Auswirkungen sich Jahrzehnte später blutig über die britische Metropole legt. Gelingt es dem ungleichen Trio, sich gegen einen mörderischen, altägyptischen Kult zur Wehr zu setzen?
Kommentar
Sherlock Holmes bot schon immer Inspiration für Interpretationen aller Art. Die Faszination für den Meisterdetektiv mit dem analytischen Verstand, mit seiner Exzentrik und das bewegte London der Viktorianischen Zeit ist ungebrochen. Seien es die Kinoadaptionen mit Robert Downey jr. oder die modernisierte TV-Fassung mit Benedict Cumberbatch. Holmes ist ein Fels in der Brandung des Verbrechens und in der der Filmunterhaltung (und letztlich ein über lange Jahre erfolgreiches Produkt). Wie das Leben des jungen Sherlock Holmes und seines Getreuen Watson ausgesehen haben könnte, fragten sich 1985 Drehbuchautor Chris Colombus und Regisseur Barry Levinson in ihrem Kinofilm Das Geheimnis des verborgenen Tempels (Young Sherlock Holmes).
Nicht unüblich, gab es darauf auch eine Romanadaption der Filmvorlage aus der Feder von Alan Arnold. Die ist allerdings wenig gelungen. Zwar beleuchtet Arnold recht akkurat das historische London und auch die Rückblenden ins besetzte Ägypten, doch versagt er gänzlich bei den Actionszenen. Die kommen so lustlos und uninspiriert daher, als hätte er den Film im Schnelldurchlauf durchgesehen. Das mag der Zeichnung der Charaktere mehr Raum lassen, schlägt den Leser aber spätestens im finalen Konflikt vor den Kopf. Denn der wird unspektakulär und vor allem so kurz abgehandelt, dass man nicht sicher ist, ob nicht ganze Passagen bei der Übersetzung verloren gegangen sein könnten. Rettung, Kampf und Ende kommen mit einer Hand voll Seiten aus. Vermutlich hatte Arnold sein Kontingent bereits vorher verbraucht oder stand unter Abgabedruck. Dementsprechend schluderte er dort auch die Referenz in Richtung Professor Moriarty. So bleibt die Adaption hinter dem Film zurück und bietet allerhöchstens kurzweilige Unterhaltung.
Fakten
Das Geheimnis des verborgenen Tempels
Originaltitel: Young Sherlock Holmes, 1985
Alan Arnold
Sherlock Holmes