In den Grobals, einem Glasgower Slumviertel, gibt es außer Saufen, Wetten und Prügeleien nicht viel. Arbeit ist selten, die Lebensbedienungen dementsprechend miserabel. Überfüllte, schmutzige Wohnungen, denen man nur im Suff oder bei Tanzveranstaltungen entkommen kann. Es ist das Jahr 1935 und der junge Johnnie Stark träumt wie alle anderen davon, irgendwann die Grobals zu verlassen. In der Wohnung seiner Eltern kommt er sich nur mit seinen Geschwistern oder seinem jähzornigen Vater ins Gehege. Als Kohlejunge verdient er immerhin etwas Geld, aber für große Sprünge reicht es nicht. Den Respekt (und die spendierten Drinks) seiner Kumpels kann man hier ohnehin nur mit Mut verdienen. Dank seiner Kraft und Wildheit, wird er bald zum Anführer seiner Truppe und zu einer lokalen Berühmtheit. Denn wo es anfangs noch seine bloßen Fäuste waren, sind es nun zwei Rasiermesser, die ihm den Spitznamen Razor King einbringen. Respektiert und gefürchtet, setzt er mit seinem Mädchen alles daran, anders zu sein, als die Slumbewohner …
Kommentar
Der erwerbslose Arbeiter McArthur schuf zusammen mit dem Journalisten Long einen bedrückenden Roman über das Leben in den Glasgower Slums der Depressionsjahre. Es ist der ewige Traum von Freiheit und Reichtum, vom anders und besser sein. Und vom Scheitern, von Selbstbetrug und Flucht. Die Grobals sind ein Mikrokosmos, dem sich seine Bewohner kaum entziehen können. Sie sehen sich danach und scheitern doch an ihrer eigenen Menschlichkeit.
Bei Veröffentlichung zeigte sich die Glasgower Leserschaft entsetzt über die beschriebene Brutalität der Razor Gangs, dem exzessiven Alkoholmissbrauch, der Armut und der allgegenwärtigen Korruption. Dennoch (oder gerade deswegen) wurde No Mean City ein Erfolg, an dem McArtuher jedoch nicht mehr Teil hatte. Er beging Selbstmord und sein zweiter Roman No Bad Money wurde posthum veröffentlicht (1969).
Fakten
No Mean City
Originaltitel: No Mean City, 1935
Alexander McArthur & H. Kingsley Long