Wunder hat das zauberhafte Wunderland schon lange nicht mehr gesehen. Regiert von der jähzornigen Herzkönigin (Kathy Bates) und ihrem unterwürfigen Gemahl (Colm Meaney), kontrolliert von ihrer Armee aus Karten, gefügig gemacht durch Drogen, haben die Bewohner sich in ihr Schicksal ergeben oder sich dem Untergrund angeschlossen. Menschen verirren sich schon seit langer Zeit nicht mehr in die Welt hinter dem Spiegel, wenn, dann werden sie von den Schergen der Königin entführt und für ihre sinisteren Pläne missbraucht. Als jedoch Alice (Caterina Scorsone) auf der Suche nach ihrem Freund Jack (Philip Winchester) durch das Spiegelportal fällt, entsteht Unruhe am Königshof. Könnte sie das Mädchen der Legende sein? Die Regentin schickt ihre fähigsten Leute hinter der Besucherin her. Eine tödliche Jagd beginnt, bei der Alice jede Hilfe braucht, die sie bekommen kann. Doch ist es gefährlich, in diesem Wunderland überhaupt jemandem zu vertrauen. Denn auch der undurchschaubare Hatter (Andrew Lee Potts) und der einfältige weiße Ritter (Matt Frewer) sind nicht, was sie zu sein scheinen. Gelingt es ihr, Jack und das Wunderland zu retten?
Kommentar
Regisseur und Drehbuchschreiber Nick Willing hatte den Alice-Stoff 1999 schon einmal in den Händen, als er eine klassische TV-Adaption drehte (damals mit Starbesetzung durch Whoopi Goldberg, Ben Kingsley, Christopher Lloyd, Peter Ustinov und vielen anderen). Zehn Jahre später machte er sich auf, die Geschichte der Alice neu zu interpretieren. Diesmal mit einer erwachsenen Protagonistin und einem Zauberland, das von moderner Technik durchsetzt ist. Erfolgreich versucht hatte Willing etwas Ähnliches zwei Jahre vorher bei Tin Man, einer Dieselpunk-Adaption des Zauberers von Oz. Auch in Alice hat die Zeit das magische Land verändert. Schwerter wurden gegen Pistolen getauscht, Pferde gegen fliegende Flamingo-Scooter, das Schloss der Königin gegen ein ultramodernes Spielcasino. Fort sind auch die sprechenden Tiere und Blumen, aber wer genau hinschaut, findet die Charaktere allesamt wieder. Dodo, Haselmaus, Walross, Raupe, Märzhase oder das weiße Kaninchen – sie haben sich an diese modernisierte Welt angepasst. Sind Auktionator, Widerständler, Leibwächter oder gar Assassine. An Orten, die eine ferne Erinnerung an ihre ursprüngliche Heimat sind. In einer Teestube, einer verschollenen Bibliothek, in langen Bürogängen voller Türen, in Häuserschluchten ohne Grund. Eingefangen in imposanten Bildern, in manchen Moment bezaubernd, zumeist aber bedrückend. In diesem Wunderland herrschen Einsamkeit und Misstrauen. Erlösung versprechen nur die Drogen aus dem Labor der Königin. Oder eben die Rückkehr der Alice. Die ist keineswegs das hilflose kleine Mädchen mehr, sondern eine wild entschlossene Frau ohne Furcht (aber mit Judo-Kenntnissen), deren Reise durch das Wunderland auch eine Reise in ihre eigene Vergangenheit ist. So gibt es genügend Action zwischen Verfolgungsjagden und Handgemengen, Rückblenden und Irrungen und Wirrungen mit Freund und Feind. Bis hin zu einer Liebesgeschichte, die nicht stört, aber auch nicht hätte sein müssen. Caterina Scorsone spielt gut, muss aber gelegentlich gegenüber starken Nebenfiguren zurückweichen. Andrew Lee Potts als zwielichtiger Hatter, Kathy Bates als emporgekommene Königin und vor allem Matt Frewer als verwirrter weißer Ritter. Die Spezialeffekte fokussieren sich gekonnt vor allem auf die teils surrealen Landschaften.
Fazit
Eine sehr unterhaltsame Interpretation der Alice-Geschichte, erwachsener und düsterer (wenn auch nicht so dunkel wie American McGee’s Alice), aber mit Happy End.
Fakten
Alice (2009)
Deutscher Titel: Alice im Wunderland
Alternative Titel & Arbeitstitel: –
Studio: Syfy
Regisseur: Nick Willing
Darsteller: Caterina Scorsone, Andrew Lee Potts, Matt Frewer
Drehbuch: Nick Willing
Musik: Ben Mink
Basierend auf: Lewis Carrolls Alice im Wunderland