Kurz nach Kriegsende begibt sich der amerikanische Landwirtschaftsexperte Lindley (Robert Ryan) auf eine Zugreise von Paris ins besetzte Berlin. Mit im Waggon ist der deutsche Dr. Bernhardt, der sich auf einer heiklen Friedensmission befindet, um die Spannungen zwischen den Siegermächten beizulegen. Doch schon kurz hinter der Grenze wird er Opfer eines Bombenanschlags. Unter Verdacht stehen nun die Reisenden, die im vom Krieg gezeichneten Frankfurt am Main durch die amerikanischen Besatzer verhört werden. Dabei wird schnell klar, dass der Anschlag den falschen Mann getötet hat. Bernhardt lebt – doch ehe er die Reise nach Berlin fortsetzen kann, wird er entführt. Auf Drängen seiner Sekretärin (Merle Oberon) begibt sich Lindley auf die Suche nach dem Entführten. Ihm zur Seite stehen weitere Reisende – der ehemalige Untergrundkämpfer Perrot, der britische Lehrer Sterling und der sowjetische Leutnant Kiroshilov. Gemeinsam versuchen sie in der zerstörten Stadt eine Spur zu finden, doch die Zeit läuft ihnen davon.
Kommentar
Ein Jahr nach dem Klassiker Goldenes Gift steuerte Jacques Tourneur einen weiteren Film zum Noir-Kanon bei: Berlin-Express. Nach dem Krieg die erste Hollywood-Produktion, die im besiegten Deutschland gedreht werden durfte. Durch die Aufnahmen in den zerbombten Städten Frankfurt und Berlin und den Blick auf das Leben im Nachkriegsdeutschland mit seinen Trümmerfrauen und Schwarzmärkten, schuf er damit ein Zeitdokument, das durch seine Bilder eine eigene Dunkelheit vermittelt, außerhalb der typischen Noir-Gestaltung. Seine Protagonisten durchstreifen die schrecklichen Mahnmale des vergangenen Krieges, sind hilflos in dieser Welt aus völlig zerstörten Straßenzügen und Häusern. Sind Fremde in dieser Welt aus Gezeichneten und Verlorenen. Und sich selbst uneins. Die Siegermächte, die erst im Verlauf des Films zueinanderfinden. Zögernd am Ende, aber in einem ersten, symbolischen Schritt. Das wirkt reichlich bemüht, nimmt dem Film wieder etwas an Atmosphäre. So darf man auch von der Geschichte nicht allzu viel erwarten. Sie ist akzeptabel erzählt, gewinnt Charme durch den lakonischen Off-Erzähler, ist aber nicht wirklich originell und vorhersehbar. Die Besetzung ist gut, vor allem Ryan als überheblicher Amerikaner, der vergeblich bei der netten Französin zu landen versucht, und Roman Toporow, als zugeknöpfter, kaltschnäuziger russischer Leutnant.
Fazit
Mittelprächtiger Film noir, der vor allem wegen der Originalaufnahmen aus dem gezeichneten Nachkriegseuropa interessant ist.
Fakten
Deutscher Titel: Berlin-Express
Alternative Titel & Arbeitstitel: –
Studio: RKO Radio Pictures
Regisseur: Jacques Tourneur
Darsteller: Merle Oberon, Robert Ryan, Charles Korvin
Drehbuch: Curt Siodmak, Harold Medford
Musik: Frederick Hollander
Basierend auf: –