Lieutenant Diamond (Cornel Wilde) ist besessen. Besessen davon, den Gangsterboss Mr. Brown (Richard Conte) ins Kitchen zu bringen. Der führt sein Syndikat mit sadistischer Härte, aber ohne, dass ihm die Polizei bisher etwas nachweisen konnte. Belastendes Material wird von Browns rechter Hand Joel McClure (Brian Donlevy) aus dem Verkehr gezogen, Zeugen von seinen zwei Auftragskillern Fante (Lee Van Cleef) und Mingo (Earl Holliman) eingeschüchtert oder umgebracht. Während ihm sein Vorgesetzter wegen überzogener Budgets bereits im Nacken sitzt, versucht Diamond über die hübsche Susan Lowell (Jean Wallace) an Brown heranzukommen. Denn von der kann der Gangster nicht lassen. Und der Lieutenant auch nicht. Als tatsächlich eine Spur auftaucht, die das Syndikat ins Wanken bringen könnte, überschlagen sich die Ereignisse. Diamond fährt alles auf, um Brown zu provozieren und aus der Reserve zu locken. Der wiederum schlägt mit aller Brutalität zurück, um seine bröckelnde Macht zu erhalten.
Kommentar
Eins der treibenden Themen in Joseph H. Lewis The Big Combo aus dem Jahr 1955 ist die Obsession der Figuren (wie auch schon in seinem Noir-Meisterwerk Gun Crazy, in dem Bart Tare und Annie Laurie Starr getrieben sind von sexueller Abhängigkeit und Waffenfetischismus). Allen voran die der beiden Protagonisten – dem sturen Bullen Diamond, dessen einziges Ziel es ist, seinen Kontrahenten zu Fall zu bringen und der gleichzeitig nicht von dessen Freundin lassen kann, ohne diese jemals zu erreichen. Und dem sadistischen Gangster Brown, für den Macht und Geld alles sind. Beide verfolgen ihre Ziele mit einer schon manischen Intensität, von der sie auch bei großen Opfern nicht abrücken. Diamond verliert Freunde, wird gefoltert und steht im Präsidium unter Druck, aber er hat sich so sehr in diesen einen Fall verbissen, dass ihn weder Mitgefühl, Trauer oder Schmerz innehalten lassen. Auf der Gegenseite ist Brown besessen von seiner Macht und seiner eigenen Skrupellosigkeit. Und einer Frau. Er tut alles, um dies zu bewahren. Wann immer beide Figuren gemeinsam auf der Leinwand sind, lodert die Spannung zwischen ihnen auf. Wilde und Conte sind ideal besetzt. Wie auch der Rest des Films. Van Cleef und Holliman als homosexuelle Killer (deren offenkundige Beziehung zu einander es durch den Hays Code geschafft hat) und Brian Donlevy als halbtauber Handlanger, der versucht sein eigenes Süppchen zu kochen. Oder die tragische Figur der Susan Lowell, dargestellt durch Jean Wallace. Sie alle sind Teil einer Welt voller Schatten, eingefangen von Kameramann John Alton. Nachtclubs, Boxhallen, muffige Polizeibüros in denen die Charaktere ihrem Schicksal entgegenlaufen. Und eine der bekanntesten Szenen des Film noir – Diamond und Lowell in einem Flugzeughangar vor dem dichte Nebelschwaden dahinziehen. Ihre Gestalten nur Silhouetten vor der weißen Wand. Verloren in einer ungewissen Zukunft, schwarz gefärbt von dem, was sie erlebt haben.
Wie in einigen anderen späten Vertretern des Film noir spricht auch The Big Combo eine harte Sprache. Sadismus, Brutalität und Folter sind oft gegenwärtig (ähnlich intensiv wie in Aldrichs Kiss Me Deadly) und zum Teil recht deutlich auf der Leinwand zu sehen.
Fazit
Sehr gelungener Film der Schwarzen Serie.
Fakten
Deutscher Titel: Geheimring 99
Alternative Titel & Arbeitstitel: –
Studio: Allied Artists
Regisseur: Joseph H. Lewis
Darsteller: Cornel Wilde, Richard Conte, Brian Donlevy
Drehbuch: Philip Yordan
Musik: David Raskin
Basierend auf: –