Der Gangster Joe Collins (Burt Lancaster) ist im berüchtigten Westgate Prison inhaftiert. Eingepfercht mit drei anderen Männern, ist das Leben im Knast alles andere als zur Rehabilitation geeignet. Der sadistische Aufseher Munsey (Hume Cronyn) hält die Inhaftierten durch Spitzel und drakonische Strafen unter Kontrolle. Nachdem Joe eine Einzelhaft abgesessen hat, rächen er und seine Freunde sich an dem Informanten, der ihn angeschwärzt hat. Es ist nur der Auftakt zu einer tödlichen Auseinandersetzung zwischen den Häftlingen und Munsey. Denn als Joe erfährt, dass seine sterbenskranke Frau sich weigert, die notwendige Operation anzutreten, wenn er nicht an ihrer Seite ist, plant er die Flucht. Sie muss gelingen, koste es, was es wolle. Als der Plan einmal in Bewegung gesetzt ist, gibt es kein Zurück mehr. Freiheit oder Tod. Und Munsey wittert seine große Chance, die Kontrolle über Westgate endgültig an sich zu reißen.
Kommentar
Regisseur Jules Dassin fräste sich mit Werken wie Thieves’ Highway oder Brute Force und später Rififi in das, was später als Film noir bezeichnet werden sollte. Harte, realistische Streifen, in denen das Menschliche im Menschen alle Hoffnung auslöscht. Zelle R 17, so der deutsche Titel, ist jener Mikrokosmos, in dem sich Lancaster und seine Mithäftlinge um die sengende Sonne drehen, die der Aufseher Munsey ist. Es ist eine Vorhölle, in der sie schmoren – voller Gewalt, Verzweiflung und verfärbter Träume. Sie sind weder unschuldig noch gut, sondern menschlich. Sie halten eisern zusammen und laufen doch Gefahr, sich für einen Blick in die Welt draußen zu verraten. Denn die ist es, die sie am Leben hält. Symbolisiert durch ein abgegriffenes Pinup-Bild, in dem jeder seine Vergangenheit sieht und weich zeichnet. Diese verklärten Erinnerungen, die wiederum nur auf Lug, Betrug und Verrat basieren, sind es, die ihnen Kraft geben. Kraft, um die Alltagstorturen im Knast durchzustehen. Aber die reicht nicht für alle. So krepieren die schwächeren Häftlinge – an Überanstrengung, durch Verzweiflung, Folter und Mord.
Den gewaltsamen Tod bannte Dassin bedrückend kompromisslos auf Zelluloid – sei es in den Mühlen einer Metallpresse, unter dem Gummiknüppel des Aufsehers (zum Klang von Wagner) oder durch das gnadenlose Feuern von Maschinengewehren. Das Sterben ist hart und unromantisch, ganz wie der Niedergang der Gangster in Rififi. Und gleich ihrem Ableben ist auch das der Gefängnisinsassen schier umsonst.
Fast stilisiert man Joe und seine Kumpane zu Helden, vor allem durch die romantisierten Rückblenden in der Mitte des Films. Ein Umstand, der Dassin störte, der sich aber dem Studio beugen und die Erinnerungen der Häftlinge einbauen musste. Dabei übersieht man schnell, dass diese Fragmente ebenso schlecht und durchtrieben sind wie der Rest der Welt.
Am dramatischen Ende angelangt – noch benommen vom Wüten der Gewalt und des Todes – realisiert man schließlich, dass es im ganzen Film nicht eine “gute” Figur gab. Weder der Antiheld Joe, noch seine Zellengenossen, schon gar nicht Munsey oder sein inkompetenter Vorgesetzter. Gerade einmal der Gefängnisarzt erkennt, wie kaputt das System und die Menschen darin sind. Aber er ist ein hoffnungsloser alter Säufer, der auch nichts mehr ändern wird.
Fakten
Deutscher Titel: Zelle R 17
Alternative Titel & Arbeitstitel: –
Studio: Universal
Regisseur: Jules Dassin
Darsteller: Burt Lancaster, Hume Cronyn, Charles Bickford
Drehbuch: Richard Brooks
Musik: Miklos Rozsa
Basierend auf: –