Eine Welle von Verbrechen überzieht die Stadt. Dreiste Diebstähle, terroristische Anschläge und brutale Morde lassen die Polizei ratlos zurück. Sie ist dem geheimnisvollen Drahtzieher Scarab (Lionel Atwill) und seinen Schergen nicht gewachsen. Doch ein Mann streift den Anzug des District Attourney regelmäßig ab, um in einen hautengen Superhelden Dress zu steigen und den Schurken Paroli zu bieten – Grant Gardner (Dick Purcell) wird zur Legende, er wird zu Captain America. Gemeinsam mit seiner hübschen Assistentin Gail (Lorna Gray) wirft er sich ins Getümmel, um die Stadt aus den Klauen des Verbrechers zu befreien. Mit der Hand am Abzug und fliegenden Fäusten gilt es aufzuräumen und das nicht zu knapp. Doch Scarab und seine Bande sind skrupellos genug, den schnittigen Helden immer wieder in eine tödliche Falle zu locken. Wird es Captain America gelingen, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen?
Kommentar
Die erste TV-Adaption des amerikanischen Vorzeigehelden aus dem Jahr 1944, von Republic produziert als fünfzehnteiliges Serial mit einer Folgenlänge von knapp zwanzig Minuten. D.h. jede Episode endete mit einem dramatischen Cliffhanger, der erst im nächsten Teil aufgelöst wurde. Wirklich jede Folge, abgesehen vom Finale (womit die Serie tatsächlich eine lose Storyline und ein Ende hat). Das funktionierte vor sechzig Jahren sicherlich sehr gut, da einem genügend Zeit zum Warten auf die nächste Episode blieb (an deren Anfang die Ereignisse der letzten noch einmal zusammengefasst wurden). Schaut man die Serie allerdings an einem Stück, ermüdet die immer gleiche Mechanik schnell. Schurken planen ein Verbrechen, Cap geht dazwischen und gerät in tödliche Gefahr (falls nicht er, dann seine Assistentin), aus der es scheinbar kein Entrinnen gibt. Zum Glück gab es doch einen Ausweg, wie man in der Fortsetzung erfährt und prompt geht es wieder von vorne los. Zwar spielten die Drehbuchautoren innerhalb ihrer Möglichkeiten mit Finten und Gegenfinten, aber der Rahmen blieb starr. Dennoch war Captain America eine durchaus aufwändig produzierte Serie. Wechselnde Kulissen, Autoverfolgungsjagden, zahlreiche Explosionen und Unmengen von Schlägereien. Letztere durchaus anständig anzusehen. Die schauspielerischen Leistungen halten sich in Grenzen. Gardner stellte eine etwas unglückliche Wahl für den Vorzeigehelden dar, er ist … eine pummelige Variante der Kampfmaschine (und es bleibt fraglich, wie er in seinen hautengen Dress kommt). Zudem bestehen zwischen seiner geheimen Identität und seinem Heldenego keinerlei Unterschiede. Beide schießen und prügeln sich, wo es nur geht. Mal im Anzug, mal im Kostüm. Überhaupt sollte man bei dieser Adaption nicht zu viel Captain America erwarten – die 1944er Version hat weder Schild, noch eine Weltkriegsvergangenheit und bekämpft keinen Red Skull oder Nazischergen. Sein Sidekick, in diesem Fall seine Assistentin Gail, ist zwar ebenso schießwütig, aber meist zu langsam und gerät so zur Maid in Nöten. Auf der Gegenseite mimt Lionel Atwill den Erzschurken (Motiv schwankt unklar zwischen Rachegelüsten und reiner Habgier), etwas trocken, in Ansätzen aber mit sehr sadistischen Zügen (die er am Serienende noch einmal kultivieren kann). Ihm zur Seite stehen zwei Handlanger, von denen vor allem Matson (George J. Lewis) als Dauervollstrecker mit fiesen Grinsen hervorsticht. Gruber, als wissenschaftlicher Assistent, bleibt etwas im Hintergrund. Der Rest der Verbrecher ist reichlich entbehrlich und dementsprechend ist der Bodycount der Serie überraschend hoch. Wenn Cap die Schurken nicht gerade niederschießt oder aus dem Fenster wirft, reduzieren diese ihre Reihen selbst, um Zeugen aus dem Weg zu schaffen. Genauso verhält es sich zumeist mit den Leuten, die unser Retter eigentlich beschützen soll – sie sterben ihm nicht selten vor der Nase weg. Aber ein echter Held lässt sich davon nicht beirren, lächelt freundlich und macht einfach weiter. Der Verbrecher muss zu Fall gebracht werden, Kollateralschäden sind hinzunehmen.
Episoden
- The Purple Death
- Mechanical Executioner
- The Scarlet Shroud
- Preview of Murder
- Blade of Wrath
- Vault of Vengeance
- Wholesale Destruction
- Cremation in the Clouds
- Triple Tragedy
- The Avenging Corpse
- The Dead Man Returns
- Horror on the Highway
- Skyscraper Plunge
- The Scarab Strikes
- The Toll of Doom
Fazit
Captain America hat nicht das Zeug zum Klassiker. Und auch nicht zum Trash-Kult. Die Serie firmiert irgendwo dazwischen. Die ersten paar Folgen sind noch ganz unterhaltsam, danach flacht die Begeisterung merklich ab. Für 1944 sicherlich gut, siebzig Jahre später ist zu wenig Fleisch dran (wenigstens am Konzept, nicht am Hauptdarsteller).
Fakten
Captain America (1944)
Deutscher Titel: –
Alternative Titel & Arbeitstitel: –
Studio: Republic
Regisseur: Elmer Clifton, John English
Darsteller: Dick Purcell, Lorna Gray, Lionel Atwill
Drehbuch: Royal K. Cole, u.a.
Musik: Mort Glickman
Basierend auf: Marvels Captain America