Im Hotel Tilden steigen die Reichen und Schönen ab, im Schlepptau eine Entourage aus halbseidenen Vertrauten, Spielern, Dealern, Zuhältern, Erpressern. Hier Ordnung zu halten, ohne die Gäste zu vergrätzen, ist der Job von Hausdetektiv Pete Novak. Einem desillusionierten, zähen Einzelgänger, der sich ein Leben außerhalb des Glanzes und der Niedertracht nicht mehr vorstellen kann. Der Zynismus hat seine Ehrlichkeit noch nicht ganz zerfressen, und so bringt er die Tage in immer gleicher Routine hinter sich. Das ändert sich, als eine mysteriöse Schöne in Grau im Tildon eincheckt, Paula Norton. Die erste Frau seit langem, die Novak aus der Reserve locken kann. Oder ins Verderben. Denn mit ihrem Aufenthalt halten auch eine Leiche, gestohlener Schmuck, ein skrupelloser Spieler und brutale Schläger Einzug ins gesittete Hotel. Ist Paula wirklich so unschuldig, wie sie glauben machen will? Pete Novak wird es herausfinden. Auf die harte Tour.
Kommentar
House Dick aus dem Jahr 1961 platziert seinen hartgesottenen Helden in einem fiktiven Großhotel in Washington D.C., einem idealen Ort für Verbrechen. Denn das Tilden ist wie eine kleine Stadt, mit eigenen Regeln. Für deren Durchsetzung sorgt der harte Pete Novak, den das Leben ins Tilden gespült hat. Weiter voran wird es ihn auch nicht mehr treiben. Mit seinem kleinen Apartment, seinem geregelten Tagesablauf und der ein oder anderen Freiheit, dem abendlichen Drink und einem kleinen Flirt, hat Novak alles, was er braucht. Glaubt er zumindest, bis da diese eine Frau auftaucht. Für die steckt er den Kopf in die Schlinge und es bleibt abzuwarten, ob er ihn beizeiten wieder herausbekommt. Was folgt ist ein klassischer Hardboiled-Plot um Betrug, Erpressung, Mord und fragwürdige Loyalitäten. Kein Chandler, aber handfest. Gute Dialoge, etwas Action, eingebettet in die besondere Atmosphäre, die Hotels besitzen. Erinnert natürlich an Dan J. Marlowes Johnny Killain, aber das macht nichts.
Interessant an House Dick ist der Autor selbst, den E. Howard Hunt (der hier das Pseudonym Gordon Davis nutzte). Oder eher fragwürdig. Denn Hunt war als CIAler an der Invasion in der Schweinebucht beteiligt, wurde mit dem Kennedy-Attentat in Verbindung gebracht und arbeitete später als “Klempner” für die Nixon-Regierung, um undichte Stellen innerhalb der Regierung abzudichten. Er war einer der Planer für den Einbruch in den Watergate-Gebäudekomplex und ging für seine illegalen Machenschaft für 33 Monate ins Gefängnis.
Apropos Hotel:
Fazit
Sollte Liebhaber von hardboiled Geschichten zufriedenstellen. Gute Dialoge und Atmosphäre.
Fakten
House Dick
Originaltitel: House Dick, 1961
E. Howard Hunt, Gordon Davis
Hunt war ein ziemlicher Vielschreiber auf unterschiedlichen Niveaus. Ich erinnere mich noch an seine elenden Kalte-Kriegs-Spionageromane unter dem Pseudonym “David St.John”. In ihnen versuchte er einen amerikanischen James Bond (natürlich ein CIA-Agent) zu etablieren.
Ach ja: Er war auch an der Planung verschiedener idiotischer Attentate auf Castro beteiligt. Und Norman Mailer zeichnete ein wenig schmeichelhaftes Bild von ihm in seiner CIA-Saga HARLOT´S GHOST.