John X., Billardprofi mit Sehschwäche und alternder Frauenheld, lebt ein heruntergekommenes Leben mit zu viel Fusel und zitternden Händen. Aber es geht immer noch schlechter … Als seine junge Frau ihn verlässt und dabei noch einen Batzen Kohle abzockt, die John X. für den brutalen Killer Lunch aufbewahrte, muss er auch dieses klägliche Leben aufgeben. Zusammen mit seiner fünfzehnjährigen Tochter Etta flüchtet er in einem alten Laster in das Bayou-Kaff St. Bruno. Ein Ort mit Vergangenheit, denn hier lebt Johns erste Frau mit ihren drei Söhnen, denen John erst einmal auf der Tasche liegt. Nur schade, dass in St. Bruno – auch als Frogtown verschrien – nach all den Jahren noch so etliche Dinge im Argen liegen. Ganz abgesehen vom Killer Lunch, der sich nicht so einfach abschütteln lässt …
Kommentar
Erst mal sacken lassen … – der Lieblingskommentar von Protagonist John X. – und ja, in Woodrells country noir-Kosmos sackt alles, nur leider immer tiefer. Geradewegs abwärts. Versoffene und verhurte Typen, Frauen zwischen Schlampe und Cowgirl, sadistische Killer – auf schmutzigen Dorfstraßen, in wackligen Hütten und miesen Spelunken. Allesamt verloren, ohne Hoffnungsschimmer. Irgendwie weiter dahintreiben, wie die aufgeblähten Kuhkadaver bei der letzten Flut. Immer wenn es so aussieht, als könnte das Schicksal Dir nichts Übles mehr wollen, versetzt es Dir einen heftigen Tritt zwischen die Beine. Der Schmerz lässt sich ertragen – mit ordentlich Alkohol, Drogen oder einem schnellen Fick. Aber am nächsten Morgen geht die Chose wieder von vorne los.
Woodrell ist kein literarischer Wunderjunge, sein Stil manchmal etwas simpel. Aber er passt in diese Welt, hämmert den letzten Rest Sitte und Anstand aus dem Schädel, damit die öde Trostlosigkeit seines Ozark-Universums greifen kann.
Fakten
John X.
Originaltitel: The Ones You Do, 1992
Daniel Woodrell