Brady rutschte in die andere Ecke. Da fand er das Paket. Es war zwischen Lehne und Sitz geschoben und hübsch verpackt. Vorsichtig riss er es auf. Zeitungspapier kam zum Vorschein. Und darunter – er begann zu keuchen – Bündel um Bündel von Dollarscheinen. Zehntausend Dollar, vielleicht sogar hunderttausend oder zweihunderttausend?
Brady war reich. Doch dann begann eine mörderische Jagd nach dem Geld, bei der alle Mittel recht und Menschenleben billig waren…
Kommentar
Waren es bei Anders küsst keine mehr noch eine Hand voll Seiten, um Plot und Charaktere ins Rollen zu bringen, genügen Day Keene in dem 1959 erschienen Alles Gute aus Chicago gerade mal zwei. Inklusive angekündigter Tode. Den Schneid muss man erst einmal haben. Nach dem Einstieg entfaltet sich dann ein klassischer Noir-Plot: Das Leben von Übersetzer Brady ist an einem toten Punkt angekommen – wenig glücklich verheiratet, mit zwei Stiefkindern, die ihm das Dasein nicht einfacher machen, einem Job, in dem er auf der Stelle tritt, und natürlich viel zu wenig Geld um auch nur irgendwas zu bewegen. Dass er sich verführen lässt, einen Batzen gefundener Dollarnoten für sich zu behalten, statt sie abzugeben, ist wenig überraschend. Dass die Kohle einem alternden Omerta-Paten gehört, der wehmütig an seine Zeit mit Capone und Torrio denkt, ebenfalls nicht. Und dass der zwei Killer hinter dem Geld her schickt – geschenkt. Bedeutet, dass das Glücksgefühl eines Neureichen für Brady nur von sehr kurzer Dauer ist. Denn trotz aller Vorsicht, kommen ihm sowohl die Mafia, als auch eine geprellte Geldbotin auf die Spur. Statt Champagner, könnte bald Blut sprudeln. Bradys Blut…
Fazit
Routinierter Keene, mit allem, was nach Formel dazugehört. Unschuldiger Protagonist, gefangen im höllischen Alltag, hübsche Dame in Nöten, das große Geld und brutale Gangster. Natürlich bekommt der Held am Ende auch das Mädchen.
Schade, dass für die deutschen Fassungen nicht das ziemlich coole Cover der Gold Medal-Ausgabe verwendet wurde, das von keinem geringeren als Robert McGinnis gestaltet wurde: Paperback 262: Too Hot to Hold / Day Keene (Gold Medal 931)
Fakten
Alles Gute aus Chicago
Originaltitel: Too Hot to Hold, 1959
Day Keene