Nach seinem Einsatz in Vietnam versucht Adam Burden die Erinnerungen an den Krieg zu verdrängen. Er will nie wieder zurück. Nie wieder in die Kanzel seines Bombers. Nie wieder in den verfluchten Dschungel. Nie wieder Krieg. Doch als der militärische Geheimdienst ihm einen brisanten Auftrag zuweist, bleibt Adam keine Wahl. Denn er muss einen Verräter ausfindig machen. Ausgerechnet in Vietnam. Einen Verräter mit seinem Namen, mit seinem Gesicht – seinen Bruder! Adam muss zurück. Tief in das fremde Land, über dem der Jasminduft wie ein süßlicher Hauch des Todes hängt.
Kommentar
Captain Adam Burden hat das Grauen des Vietnamkriegs nur mühsam überstanden. Der Feuerschein der Napalmbomben, die er aus seinem Bomber abgeworfen hat, verfolgt ihn noch immer. Alkohol und Frauen helfen ihm, das meiste zu verdrängen. Wenigstens für eine kurze Zeit. Doch wenn er eins erfahren muss, dann, dass sich die Vergangenheit niemals auslöschen lässt. Weder die unmittelbare aus dem Krieg, noch jene, vor der er zu Kriegsbeginn floh.
Das Motiv des Kriegsveteranen, dessen früheres Leben nicht mehr existiert, der mit der sich verändernden Welt nicht mehr Schritt halten kann, der vor seiner Vergangenheit flieht, findet sich oft in der Hardboiled-Literatur und dem Film noir der späten Vierziger. Damals waren es die gebrochenen Veteranen des Zweiten Weltkriegs, dreißig Jahre später sind es die gequälten Soldaten des Vietnamkrieges. Harry Whittington, selbst Soldat im Weltkrieg, hat beide Varianten in seinem literarischen Schaffen abgedeckt. In Adam Burdens Mission lässt er seinen Protagonisten eine Reise antreten, die ihn mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Nicht, wie zumeist im Noir, in einer anonymen Großstadt, Sinnbild des Dschungels, sondern im wahren Urwald. Die Gefahren sind in beiden zahlreich. Burden muss sich seiner einstigen Liebe stellen, die er nie überwunden hat. Dem Konflikt mit seinem Bruder, vor dem er geflohen ist. Seinen inneren Dämonen, die er weder im Alkohol, noch im Sex zu ertränken vermochte. Und ganz konkreten Gefahren wie den Vietkong, Krokodilen und Verrätern.
Dabei ist Adam weder der glorreiche Kriegsheld, noch der abgebrühte Agent, sondern ein getriebener Verlierer, der im vietnamesischen Hinterland genauso verloren ist, wie seine hartgesottenen Gegenparts in der Großstadt. Er stolpert in der ganzen Angelegenheit mehr vorwärts, als dass er die Zügel selbst in den schwieligen Händen hält. Dabei begegnen ihm eine ganze Reihe skurriler Charaktere, die ihn ihrer fragwürdigen Moralität einem Chandler-Roman entsprungen sein könnten. Der Plot wirkt ebenso verwirrend, spiegelt aber dadurch die Gedankenwelt seiner Hauptfigur wieder. Burden hat eine Mission, die er durchstehen muss. Irgendwie. Und wie es sich für einen Bomberpiloten gehört, endet diese mit Feuer.
Fazit
Die deprimierende Atmosphäre und Burdens getriebene Art fangen die etwas wirre Handlung auf.
Fakten
Adam Burdens Mission
Originaltitel: Burden’s Mission, 1968
Harry Whittington