Der zynische Cop Mike Ballard steht auf der Lohnliste von Gangsterboss Luxtro, der allerlei schmutzige Geschäfte in der Stadt kontrolliert. Mit dem Bestechungsgeld kann Ballard ein angenehmes Leben führen und seine Geliebte aushalten. Dafür schaut er beim Treiben der Zuhälter und anderer Krimineller in die andere Richtung. Die korrupte Maschinerie läuft wie geschmiert. Bis die Polizeiführung anfängt, Mike auf die Pelle zu rücken. Damit könnte sein schönes Leben eine jähe Wende in Richtung Knast machen. So muss er anfangen, seine Vorgesetzten und Luxtro zu jonglieren, was ihm schon genügen sollte. Doch als ihn dann auch noch die hübsche Peggy Walker, Frau eines Todeszellenhäftlings, anfleht, die Unschuld ihres Mannes zu beweisen, hat er plötzlich alle Hände voll zu tun, die Dinge im Rahmen zu halten. Denn mit ein Mal hat er nur noch die hübsche Peggy im Kopf.
Kommentar
Im Vorwort I remember it well der Black Lizard Neuauflagen einiger seiner Romane (deutsche Übersetzung des Vorworts enthalten in der DuMont-Ausgabe von Im Netz), gab Harry Whittington 1986 auch einen kurzen Einblick in die Entstehung seines Klassikers Forgive Me, Killer. Mit dem Roman, den er bereits 1952 an Gold Medal verkaufte, tat er sich einige Jahre schwer. Ursprünglich sollte die Story um den korrupten Cop Ballard My Bloody Hands heißen und einen Protagonisten führen, den sein kaputter Lebenswandel anwidert, weswegen er in der verkommenen Stadt aufräumen wollte. Doch Whittington und Gold Medal fehlte das gewisse Etwas für den Roman und der Entwurf verschwand in der Schublade. Ließ Harry aber die folgende Jahre nicht los. Als er für einen True Detective-Artikel zusammen mit einem Kollegen ein Gefängnis besuchte, war es 1956. In dieser bedrückenden Atmosphäre hörte er den Klängen des Gefängnisorchesters zu, das an diesem Nachmittag spielte. Und mit der Musik fielen die verschobenen Teile der Ballard-Geschichte an ihren Platz. Einen Monat später stellte er Hell Can‘t Wait fertig, das von Gold Medal als Brute in Brass veröffentlicht wurde. Vier Jahre nach der ersten Idee.
Da ist diese Art von Atmosphäre, eine Mischung aus Zynismus, Dunkelheit und Tragik, die einen schon nach den ersten drei Seiten in Vergib mir, Killer packt. Ohne aufgedunsene Worte, ohne Schnörkel. So brutal und zynisch, wie sein Protagonist Ballard. Aber gleichzeitig klingt eine leise Melancholie an, die sich in all der Verkommenheit einnistet. Und von letzterer gibt es genügend in dieser Stadt der Gangster, Prostituierten und Kaputten. Der Gestank ihrer inneren Verwesung zieht durch die schmierigen Gassen, verranzten Absteigen und verrauchten Clubs. Er umgibt jeden ihrer Bewohner, lässt sie so langsam ersticken, dass sie das Sterben für ihr Leben halten. Ballard, der alles getan hat, um der Gosse zu entkommen, und doch immer Teil des Sündenpfuhls bleibt. Seine Geliebte, die ihre Abhängigkeit zu ihrem beinahe schon sadistischen Freund nicht abschütteln kann. Walker, der bereits innerlich tot ist, als er im Todestrakt ankommt. Peggy, die alles opfern würde, für eine Liebe, die sie gar nicht empfindet. Sie alle und der ganze Rest um sie herum sind kaputt. Die Melancholie, die sie dabei begleitet, ist die Hoffnung, dass sich noch einmal etwas zum Guten ändern könnte. Aber das tut es nicht. Niemals. Die Hoffnung ist längst abgestorben.
Fazit
“… ein Klassiker der Noir-Literatur: Voll Tempo, Lakonie und Gefühl.”, so steht es auf dem Rückentext der DuMont-Ausgabe. Lässt sich nicht mehr viel hinzufügen.
Fakten
Vergib mir, Killer
Originaltitel: Brute in Brass (Forgive Me, Killer), 1956
Harry Whittington