Mitte der 1950er-Jahre gerät der Schauspieler Peter Cushing bei der Vorbereitung für seine Rolle in einer Frankensteinverfilmung in Verwicklungen rund um einen für Jahrzehnte verschollenen Film, den der Teufel höchstpersönlich Anfang der 1920er-Jahre in Hollywood gedreht und prouziert haben soll. Das Besondere: der Film verführt jeden seiner Betrachter zu Wahnsinnstaten. Am Anfang dieses Invernals steht ein grausiges Verbrechen, das Kinder in einer kleinen Ortschaft im Norden Englands verüben. Nach einer Filmvorführung bringen sie alle Erwachsenen des Dorfes um, kreuzigen den Priester kopfüber und verbrennen sich danach selbst. Inspektor Andrew Carmichael und sein Adept Harry Logan werden zum Tatort gerufen und im Laufe der Aufklärung des mysteriösen Falles, stossen der Schauspieler und die Polizeibeamten aufeinander und bekämpfen fortan gemeinsam das Böse.
Kommentar
Schwelgen wir eine Weile in Rot. In einer Hommage an die Horrorstreifen der 60er Jahre. In den Bildern der Hammer Films. Denen zollt Javier Márquez Sánchez gekonnt Tribut – Blut & Satanismus tropfen quasi aus dem Buch. Das ausgezeichnete Cover und das stimmungsvolle Seitenlayout tun ein Übriges, um den Sog in die Welt der alten Horrorfilme zu unterstützen. Perfekte Voraussetzungen also für ein paar Stunden wohligen Grauens.
Die Story ist dabei so klassisch und klischeehaft, wie es ein solcher in Buchform gebannter Streifen verdient: Ein lange verschollenes Artefakt taucht auf und lässt die Diener der Dunkelheit aufhorchen. Plötzlich werden die finsteren Mächte aktiv und das ultimative Böse droht, die Welt zu verändern. Der Kniff: Es geht diesmal um einen Film. Aber kein schnöder Hollywood-Kitsch, sondern Stoff, der ausreicht, den Betrachter verrückt werden zu lassen. Ein Roman um einen Film also, angelehnt an die Formel für alte Horrorstreifen. Fein.
Nur eine kleine Schar mutiger Kämpfer stellt sich der Bedrohung. Darunter der beste Mann von Scotland Yard, sein treuer Partner, ein schlechtgelaunter Forscher und dessen hübsche Assistentin. Sie alle entsprechen den typischen Charaktere der Hammer Filme, ein wenig kantig, aber nicht zu tiefgreifend. Auf der Gegenseite natürlich diverse Schurken, die ihre Hausaufgaben gemacht haben – reichlich böse eben. Und dann noch Peter Cushing. Gut charakterisiert, nett mystifiziert und steuert als Figur noch ein wenig mehr Pulp-Feeling hinzu. Allerdings braucht die Geschichte ihn nicht wirklich. Oder eine der anderen Figuren weniger. Zudem verläuft einer seiner dramaturgischen Handlungsstränge mehr oder minder im Nichts – eine unheimliche Traumsequenz findet im weiteren Verlauf der Geschichte leider keine Erwähnung mehr.
Javier Márquez Sánchez legt ein durchaus gelungenes Roman-Debüt hin – eine stimmige Hommage an die Horrorfilme der 60er, reich an Zitaten, mit einer gelungenen Atmosphäre die das Swinging old England heraufbeschwört und mit blutigem Horror überzieht. Und der Verlag Walde + Graf gibt dem ganzen eine wirklich gelungene Bühne.
Fazit
Dem dämonischen Blick der Katze auf dem Cover kann man wohl nicht entgehen. Und sie verspricht nicht zu viel: Einen Gänsehaut verursachenden Trip zurück in die Zeit des guten, alten Horrors.
Fakten
Das Fest des Monsieur Orphée
Originaltitel: La Fiesta de Orfeo, 2009
Javier Márquez Sánchez