Im England zu Beginn des Zweiten Weltkrieges geht der Journalist Desmond Thane eine Liebschaft mit der geheimnisvollen Anna Raven ein. Angeödet von seinem Job, genervt von seinem Chef, unzufrieden mit seinem Privatleben, bietet Anna eine willkommene Abwechslung. Zumindest für die ersten Wochen ihrer … Beziehung? Thane weiß selbst nicht genau, woran er bei seiner Geliebten ist. Sie ist distanziert, kalt und sagt klar, wo es lang geht. Das ist nichts, was Desmonds Ego lange verkraften kann. Aus Begierde wird schnell Hass. Als er Anna dann im Affekt umbringt, erleichtert ihn das mehr, als das es ihn beunruhigt. Wären da nur nicht diese skrupellosen Agenten, die ihm plötzlich im Nacken sitzen. Denn die Raven war in eine brandgefährliche Verschwörung verstrickt. Der Mörder Thane gerät in das Visier der Schattenmänner. Damit beginnt ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel.
Herausgeber Martin Compart ordnet Mairs Roman in seinem Nachwort ausführlich in den historischen Kontext ein. Von Buchans The 39 Steps (unwissender Zivilist wird in Verschwörung verstrickt) und anderen klassisch-konservativen Romanen, über die faschistoiden Abenteuer von Sappers Bulldog Drummond (nur der aufrechte Brite konnte die Verschwörer von links aufhalten) hin zu den linksliberalen Werken von Greene oder Ambler.
Es gibt keine Wiederkehr findet sich bei letzteren, spielt aber geschickt vor allem mit Buchans Einfluss – nur entpuppt sich Thane hier nicht als unbescholtener Zivilist, sonder als einer der ersten Antihelden im Spionageroman. Denn Patriotismus sucht man bei Mairs Protagonisten vergebens.
Apropos Antiheld – Desmond Thane erinnert phasenweise an einen Soziopathen a la Jim Thompson. Von einer Lüge zur nächsten, oft im Glauben, unfehlbar zu sein, um mit der nächsten Unwahrheit tiefer in den Schlamassel zu geraten. Vom fehlenden Schuldbewusstsein oder mangelnder Empathie ganz zu schweigen. Und wenn wir schon in Noir-Gefielden weilen – Es gibt keine Wiederkehr fühlt sich auch etwas nach einem klassischen Woolrich an. Der unwissende Zivilist gerät in eine teils surreal wirkende Verschwörung. Nur verfängt sich Thane bis über beide Ohren in ihrem Netz.
Keine schlechte Grundlage für den 1941 erschienen Roman, der leider auch der einzige des Autors blieb, nachdem er bereits ein Jahr später bei einem Trainingsflug der Air Force ums Leben kam.
Fazit
Fast vergessen, Dank Martin wieder da – Es gibt keine Wiederkehr ist spannende Thriller-Kost, die gekonnt mit den Versatzstücken klassischer Spionageromane spielt und eine guten Schuss Ironie im Buchrücken hat.
Ganz zu schweigen vom vorzüglichen Nachwort, wie in guten, alten DuMont Noir-Zeiten.
Das sind verdammt gute Gründe für Es gibt keine Wiederkehr.
Links
Auszug aus Martin Comparts Nachwort
Fakten
Es gibt keine Wiederkehr
Originaltitel: Never come back, 1941
John Mair
Zu bekommen
Natürlich in jeder Buchhandlung in deiner Nähe. Oder direkt im Shop des Verlags Elsinor.
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