Es soll Donovans großer Coup werden – ein minutiös geplanter Bankraub. Der letzte seiner Karriere. Im Knast hatte er ein paar Jahre Zeit, den Ablauf bis ins kleinste Detail vorzubereiten. Das Ziel steht fest, sein Team ebenfalls. Fehlen noch ein paar kleine Raubzüge, um das nötige Startkapital zusammenzutragen. Die bringen seinen Partnern auch gleich noch die notwendige Erfahrung. Denn Donovans Kniff besteht darin, Leute dabei zu haben, die zwar kriminell, aber keine festgefahrenen Bankräuber sind. Da ist Mamma, eine ehemalige Zuhälterin, und ihr Sohn Clarence, ein Bankangestellter und der Insider für die Jobs. Der Ex-Knacki Barker, mit dem Donovan einige Zeit die Zelle geteilt hat – ihr Fahrer. Und der hünenhafte Jo-Jo als Mann fürs Grobe, ein ehemaliger Wrestler, den Donovan vor dem elektrischen Stuhl bewahrt hat. Als letzte stößt noch die hübsche Carol dazu, Mammas Mündel und selbst die Tochter eines inhaftierten Bankräubers und Kumpels von Donovan. Damit setzt sich sein Plan in Bewegung, wie eine gut geölte Maschine, an der jedes Rädchen seinen Platz hat. Und solange sie sich drehen, wird es der perfekte Coup.
Kommentar
Der eingefleischte (Noir-)Leser wird wissen, dass es den perfekten Coup nicht gibt. Und dennoch begierig dem Niedergang der Bankräuber folgen. Denn die wiederkehrende Frage gerade bei einem White-Roman ist nicht, wie brillant oder verwegen der Plan ist, sondern wann geht was schief und in welcher Heftigkeit. Mit Der Große Job verhält es sich nicht anders. Zwar ist Donovans Bankraub minutiös durchgeplant, aber gegen dumme Zufälle hilft auch die beste Vorbereitung nicht. Noch weniger gegen die Manie und Habgier seiner Bande. Zwar hat er die passgenau entsprechend ihren Fähigkeiten ausgesucht, aber was bringt das, wenn die Rädchen plötzlich anfangen zu wackeln? Und bei dem, was die Clique so mit sich führt, wird aus dem Wackeln schnell ein brachialer Getriebeschaden. Unter den gerade einmal sechs Personen finden sich genügend Alkoholiker und Sadisten, um einen schaudern zu lassen. Ganz abgesehen davon, dass sie alle bis in die Haarspitzen habgierig und hinterhältig sind. Sympathieträger? Vielleicht so gerade noch Baker und Carol, aber das verlangt dem Begriff eigentlich schon zu viel ab. Den nahenden Untergang missgönnt man ihnen allen zumindest nicht. Und so jagt man durch die Story, die in ihrem Stakkato und ihrer Reduziertheit so perfekt geplotet ist, wie Donovans Plan.
Fazit
Man hat bei einem White immer auch ein wenig eine Schwarzweißverfilmung a la Die Rechnung ging nicht auf vor Augen. Alles voller harter Schatten und Figuren, im reduzierten, punktgenauen Text quasi dokumentarisch dicht am Geschehen. Beschreibungen, Charakterisierung – alles auf ein Minimum reduziert. Und dennoch hochwirksam. Blam. Direkt ins Hirn.
Fakten
Der große Job
Originaltitel: Steal Big, 1960
Lionel White