Eine argentinische Anthropologin engagiert Carvalho, um nach Helga Mushnik, der früheren Geliebten ihres Ex-Manns, zu suchen. Doch noch ehe Carvalho mit seinen Nachforschungen richtig beginnen kann, wird Helga in der Metro tot aufgefunden – ermordet. Dringend tatverdächtig ist ein Obdachloser, mit dem Helga die letzten Jahre in Barcelona zusammengelebt hat. Dabei hätte doch alles anders und aus Helga eine Filmdiva werden können: Erfolgreich hatte sie sich damals in ihrer Heimat für die Hauptrolle in der argentinischen Version von Emmanuelle beworben; eine Karriere als Erotikfilmsternchen schien ihr so gut wie sicher … Carvalho kämpft in diesem erstmals übersetzten Roman mit den Tücken eines Faxgeräts (da er das Internet boykottiert), schlägt sich mit den Theorien des semiologiebegeisterten Inspektors Lifante herum und scheucht ein paar unverbesserliche Anhänger der argentinischen Militärdiktatur auf.
Kommentar
Über zwanzig Jahre später nimmt sich das Kulinarische in dieser Carvalho-Geschichte etwas zurück – was Das Mädchen, das Emanuelle sein sollte nur gut tut. Veröffentlich 1997, als sich einer wie der dicke Detektiv noch gegen das Internet wehren konnte, unterstützt von seinem reichlich spleenigen Geschäftspartner Biscuter, malträtiert von Kommissar Lifante, greift der Roman die dunkle Vergangenheit Argentiniens auf. Dabei entspinnt sich eine komplexe Geschichte um ungesühnte Verbrechen, Verrat, späte Rache und internationale Verschwörungen. Carvalho ist mittendrin, wird manipuliert und drangsaliert, und muss verteufelt aufpassen, dass seine Klientin und er nicht ebenfalls als Leichen in der Gosse auftauchen. Und alles dreht sich um einen Erotikstar, der keiner wurde.
Komplexer, dunkler, tragischer als Die tätowierte Leiche, wobei der kulinarische Detektiv beinahe selbst nur ein Spielball in der großen Verschwörung ist und kaum selbst das Heft in die Hand nehmen kann.
Fakten
Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte
Originaltitel: La muchacha que pudo ser Emmanuelle, 1997
Manuel Vázquez Montalbán
Zu bekommen
