Halloween steht an und New York steht Kopf. Geister, Untote und andere Monster sind auf die Party des Jahres aus. An ihrem Feiertag wollen es die Übernatürlichen mal so richtig krachen lassen. Nur Privatdetektiv John Justin Mallory will dabei seine Ruhe haben und lieber ein paar Dollar auf ein hoffnungsloses Pferd setzen. Doch dann klappt seine Partnerin Winnifred überanstrengt zusammen und Mallory entdeckt eine Bisswunde an ihrem Hals. Sie ist das Opfer eines Vampirs geworden! Als die beiden sich auf den Weg machen, den Beißer aufzuspüren, stolpern sie bald über die ersten Leichen. Der Blutsauger leistet in dieser Nacht ganze Arbeit und Mallory bleibt nur bis zum Tagesanbruch, um ihn ausfindig zumachen. Zum Glück erhält er bei seiner Jagd Unterstützung. Die verfressene Katzenkreatur Felina nimmt die Spur auf, der unfähige Vampir Bates steuert unnützes Wissen bei und der Drache Scaly Jim Chandler versucht sie als Schriftsteller. Klingt nach genau der Truppe, die ein uraltes Übel aus der Welt schaffen kann.
Kommentar
Was immer Mallory und die Nacht der Toten werden sollte, es ist gescheitert. Kläglich. Egal ob als Kriminalroman, als Urban Fantasy oder als Persiflage. Statt einer ausgeklügelten Story gibt es eine Menge Lauferei, unsinnige Dialoge, keine Action und genauso viel Spannung. Die Handlung wirkt aneinandergereiht, um möglichst viele skurrile Schauplätze einzuflechten und noch mehr abgedrehte Gespräche darüber zu streuen. Diese Dialoge führen allerdings zu nichts, treiben die Story nicht nennenswert weiter, bemühen sich nur um öden Witz und ein paar Popkulturreferenzen. Das ganze so pointiert wie ein Telefonbuch. Und, nimmt man den Namen Müller oder Schmitz, genauso repetitiv. Wie oft Mallory sein Katzenwesen zurechtweist, wie oft der kleine Vampir Bates seien Unfähigkeit betont oder wie oft Möchtegernschriftsteller Scaly Jim mit seiner Vorstellung daneben liegt – nicht gezählt, aber sehr oft. Statt ein running gag zu werden, wie auch die blödsinnigen Goblins, die konstant auftauchen um unnütze Dinge zu verkaufen, läuft sich das Ganze spätestens nach dem zweiten Mal tot. In diesen Pausen könnte man dann nach der dramatischen Hatz durch das magisch verzerrte New York wieder zu Atem kommen. Allein, man kommt nicht mal aus der Puste. Denn Action gibt es nicht. Nur Rennerei und höchstens ein paar Wortgefechte. Mallorys Widersacher tut auch nichts, um seinen Verfolger in die Schranken zu verweisen. Er taucht einfach nur unter. Kein abgefeimert Masterplan für die Weltherrschaft. Keine tödlichen Fallen. Nichts. Weder ist klar, warum Mallory sich überhaupt die Mühe macht, hinter dem Vampir herzujagen – die paar Toten interessieren in der Halloween-Nacht wirklich niemanden, seine Partnerin muss er auch nicht retten und ein Untoter mehr oder weniger fällt nicht weiter auf. Noch, warum er den Killer ausgerechnet bis zum Morgengrauen ausfindig machen muss. Und die späte Offenbarung, mit wem es Mallory und seine Freunde da eigentlich zu tun haben, kommt so abgeschmackt daher, dass sie gerade mal für ein Stirnrunzeln reicht.
Fehlanzeige also für eine spannende Kriminalgeschichte mit übernatürlichen Elementen. Könnte aber vielleicht noch für ein faszinierendes Urban Fantasy-Setting reichen. Ein paralleles New York mit geheimnisvollen Straßenzügen, schaurigen Orten und phantastischen Bewohnern. Klingt nach Potential (oder nach Gaiman oder Mignola). Wenn ein wenig Struktur drinnen wäre. Wenn den Figuren und Orten Raum gegeben würde, sich zu entfalten. Stattdessen ist die Welt nur eine überfrachtete Ansammlung von Klischees und platten Witzen. Vampire State Building? Was an Wortspiel oder bemüht lustigen Figuren noch reinzustopfen war, wurde gestopft. Was an Atmosphäre möglich war, wurde erschlagen.
Lag vielleicht an der Bemühung, aus Mallory und die Nacht der Toten eine Persiflage auf das Hard-boiled-Genre zu machen. Immerhin hat es einen zähen Privatschnüffler in einem miefigen Büro, ohne Kohle, ohne Aufträge, aber mit dem Herz am rechten Fleck und Mut für eine ganze Stadt. Einer, der sich nicht unterkriegen lässt und selbst seinem Erzfeind lässig entgegen tritt. Einer, der coole Sprüche drückt und reihenweise Frauen abschleppt. Das Abschleppen streichen wir, ansonsten passt die Schablone auf John Justin Mallory. Nur bleibt es bei genau dieser genretypischen Figur. Keine Überzeichnung, kein Brechen von Mustern. Das überlässt Resnick nur der Metafigur Wings O’Bannon, jenem ultracoolen Romandetektiv aus der Feder von Scaly Jim Chandler, der im Anhang noch einen kurzen Auftritt bekommt.
Fazit
Mallory und die Nacht der Toten gehört ins Sortiment eines jeden anständigen Goblin-Straßenhändlers.
Fakten
Mallory und die Nacht der Toten
Originaltitel: Stalking the Vampire, 2008
Mike Resnick
John Justin Mallory-Roman