Das Leben hält nicht mehr viel bereit für die sechzehnjährige Sandy Greening. Ihr Vater sitzt wegen eines fehlgeschlagenen Raubüberfalls im Kitchen, ihre Mutter kompensiert ihren harten Fabrikjob mit Wein und Männern, die sie in die heruntergekommene Wohnung auf der Central Avenue abschleppt. Ein paar Dollar verdient sich Sandy als Aushilfe in einem schmierigen Diner, ein paar mehr, in dem sie ihren Körper an Freier verkauft. Denn die Kohle benötigt sie, um sich Marihuana und etwas H zu beschaffen. Wenn der Kick einsetzt, zieht sie mit den Black Devils umher, der örtlichen Straßengang, in der sich alles um Sex und Gewalt dreht. Nach einer tödlichen Messerstecherei mit einer rivalisierenden Bande, gerät Sandy unversehens ins Visier der Polizei, und ehe sie recht begreift, was passiert, wird sie verhaftet und in eine Besserungsanstalt für junge Mädchen überstellt. Die Edgewood Reform School verspricht, den fehlgeleiteten Mädchen eine neue Chance zu geben, nicht, sie zu bestrafen. Vielleicht ein erster Hoffnungsschimmer für Sandy?
Kommentar
Natürlich nicht. Da Wayward Girl aus dem Jahr 1960 in die Sparten „Sleaze“ und „juvenile delinquent“-Literatur gehört, darf man kaum erwarten, dass mit der Einweisung in die Besserungsanstalt ein Ende von Sandys Leidensweg erreicht ist. Im Gegenteil. Denn hinter Gittern wartet nicht nur eine Erzieherin darauf, sich dem jungen Mädchen auf besondere Art anzunehmen, sondern auch der nächste Schritt in der Spirale abwärts. Denn für jemanden wie Sandy lauern auch hinter scheinbar heilen Vorstadtfassaden tiefe Abgründe.
Hochtrabende Literatur darf man von vornherein nicht erwarten, wenn man sich einen Hitt vornimmt. Die ca. 150 Bücher, die er in knapp vierzehn Jahren publizierte, fallen in die Kategorie „sleaze“ – und drehen sich um Sex, Drogen und Verbrechen. Die Titel klingen wie pure exploitation-Streifen: Tramp Wife, The Peeper, Never cheat alone oder Diploma dolls. Und gerade Wayward Girl schreit förmlich nach einer entsprechenden Tagline: „Was die Jugend wirklich treibt! Drogen! Gewalt! Sex!“ Denn Hitt platziert dort alles, was das Subgenre verlangt und der Leser erwartet hat. Käufliche Liebe, Kiffer, Gangs, Jugendknast, lesbische Liebe – viel mehr passt in den kurzen Trip gar nicht mehr rein.
Fazit
Wayward Girl wirkt heute allerdings reichlich überholt, ist aber als Blick in die damalige Zeit und diese Art der leichten Unterhaltung durchaus akzeptabel.
Fakten
Wayward Girl
Originaltitel: Wayward Girl, 1960
Orrie Hitt