Am Strand des Golfes von Florida wird so allerlei angespült. Ein paar Tage hatte es den Anschein, als sollte die Leiche eines Mannes namens William J. Stuart auch dazu gehören. Ich hätte mich um den Dummkopf nicht sehr gesorgt, wenn William J. Stuart nicht mein Name wäre.
Es fing damit an, dass ich eines Abends beim Muschelsammeln ein Mädchen namens Valerie Wilson auflas, die vor irgendetwas mehr Angst zu haben schien, als gut tut. Dann tauchte die graue Limousine auf, die zu meinem Alptraum werden sollte, und hefteten sich beharrlich an meine Fersen. Richtig unangenehm wurde es mir aber erst, als ich die Leiche im Strandbungalow fand.
Der Polizeichef erwies sich als ein Trottel mit System, und wenn Al Leonard, der Detektiv mit dem Spezialauftrag, nicht gewesen wäre, dann wäre meine Leiche sicher eines schönen Tages an den weißen Strand von Florida gespült worden.
Kommentar
Der Titel Das Muschelspiel, auch bekannt als Hütchenspiel, passt sehr gut zu Powells leichter Noir-Unterhaltung. Der Fall bewegt sich schnell unter den schönsten Muscheln, die Durchschnittsmann Stuart sammeln kann, aber immer, wenn er eine davon aufdeckt, ist die Kugel bereits weitergewandert. Und natürlich wird mit echten Pistolenkugeln gespielt, der Preis ist das Leben.
Mitspieler hat Werbefachmann William J. jedenfalls ausreichend – die mysteriöse Valerie bringt ihn ordentlich in die Bredouille und wechselt ihre Geschichten schneller, als Stuart lieb ist. Der Polizeichef hängt stur seiner eigenen Vorstellung nach und bringt William ein ums andere Mal ins Schwitzen. Und Privatdetektiv Leonard will eigentlich nur Urlaub machen, statt auf einen überdrehten Touristen aufzupassen. Während das ungleiche Quartett Häschern entkommt und Spuren folgt, liefern sie sich durchgängig flotte Wortgefechte und falsche Fährten. Wer das gefährliche Spiel mit Stuart treibt, bleibt lange unklar.
Fazit
Powells Das Muschelspiel ist kein harter Noir-Roman, sondern pendelt irgendwo zwischen leichtem Noir (der Durchschnittsmann wird in unkontrollierbare Ereignisse gezogen) und Hard-boiled-Screwball (es wird zwar nicht gesoffen, aber die witzigen Dialoge erinnern an einen Jonathan Latimer). Das ganze unterlegt mit einer passablen Krimihandlung und exotischem Handlungsort – wer lockere Unterhaltung sucht, sollte einen Blick unter diese Muschel riskieren.
Fakten
Das Muschelspiel
Originaltitel: The Shell Game, 1950
Richard P. Powell