New Orleans, 1919: Der mysteriöse »Axeman-Mörder« versetzt die Stadt in Angst und Schrecken. Seine Waffe ist eine Axt, sein Markenzeichen Tarotkarten, die er bei seinen Opfern hinterlässt. Detective Michael Talbot ist mit dem Fall betraut und verzweifelt an der Wendigkeit des Killers. Der ehemalige Polizist Luca D’Andrea sucht ebenfalls nach dem Axeman – im Auftrag der Mafia. Und Ida, die Sekretärin der Pinkerton Detektivagentur, stolpert zufällig über einen Hinweis, der sie und ihren besten Freund Louis Armstrong mitten in den Fall hineinzieht. Als Michael, Luca, Ida und Louis der Identität des Axeman immer näherkommen, fordert der Killer die Bewohner von New Orleans heraus: Spielt Jazz – sonst komme ich, um euch zu holen.
Kommentar
Celestin vermischt Fakt und Fiktion zu einem über weite Strecken atmosphärischem, aber wenig spannenden New Orleans-Roman. Grundlage bildet eine nie aufgeklärte Mordserie, die zwischen 1918 und 1919 The Big Easy in Angst und Schrecken versetzte. Dabei fielen vor allem italienische Einwanderer einem geheimnisvollen Serienkiller und seiner Axt zum Opfer. Die Wikipedia hält ein paar mehr Hintergrundinformation bereit.
Der 2014 erschienene The Axeman’s Jazz reichert die damaligen Mordfälle mit spekulativen Verbindungen zum organisierten Verbrechen an, auf deren Spuren sich gleich drei Ermittler begeben. Allen voran der zuständige Detective Michael Talbot, von Kollegen gemieden, auf der Abschussliste seiner Vorgesetzen und mit einem privaten Geheimnis ringend. Ihm gegenüber der ehemalige Mafiosi Luca, mit Michael durch eine gemeinsame Vergangenheit verbunden. Dazwischen die farbige Ida, ambitionierte Sekretärin bei Pinkertons, die sich mit niemand anderem als dem jungen Lou Armstrong daran begibt, die Morde aufzuklären. Bis die drei Fraktionen im Fall weiter kommen, vergeht allerdings einiges an Seiten. Celestin legt viel Wert darauf, die Stadt am Mississippi mit ihrem besonderen Charme und ihre Magie zum Leben zu erwecken. Die unterschiedlichen Stadtviertel und ihre Ethnien, die Sümpfe drum herum und vor allem die allgegenwärtige Musik.
Wenn die Stadt ein Mensch wäre, dachte Riley, wäre sie eine alternde Hure. Mit Rouge verschmiert und einem falschen Lächeln im Gesicht, mit rührenden, affektierten Gesten und in verblichene französische Seide gehüllt. Koketterie und Rüschen, die den Verfall überdeckten.
Das fasziniert, bremst die Spannung allerdings erheblich. Zudem will der Funke für die Protagonisten die meiste Zeit nicht wirklich überspringen. Da hätte ein Handlungsstrang raus gekonnt.
Eine Fortsetzung, angesiedelt in Chicago, wird 2019 erscheinen. Zwei der Protagonisten sind dann wieder dabei, diesmal allerdings mit einem neuen Gegenspieler: Al Capone.
Fazit
Sicherlich etwas für Liebhaber des Jazz und des Big Easy. Wer sich dramatische Spannung und das Inferno eine durchzechten Nacht voller Jazz und Alkohol erhofft, muss allerdings bis zum Ende von Höllenjazz in New Orleans warten. In Sachen True Crime trifft Fiktion, ist Der Tod der Kitty Genovese eine bessere Empfehlung.
Fakten
Höllenjazz in New Orleans
Originaltitel: The Axeman’s Jazz, 2014
Ray Celestin