Mexiko-City: Polizeioffizier Carlos Hernández rackert sich ab für einen Hungerlohn. Kleine Nebengeschäfte sind da an der Tagesordnung, will er seine zwei Familien unterhalten und den Chef mitversorgen. Als er in einem heiklen Fall ermittelt – Gringos, Kubaner und Kolumbianer bringen sich gegenseitig um, Prostituierte verschwinden – fängt er sich auch noch eine Kugel im Kopf ein. Und sieht alles in anderen Farben…
Kommentar
Auslöser des ersten, sogenannten Tequila-Effekts war 1995 die Peso-Krise Mexikos – hochfliegendem Börsenoptimismus folgte eine deftige Wirtschaftskrise. Dem greift der argentinische Autor Rolo Diez in seiner Novela Negra von 1992 vor. Auch hier steigen die Hoffnungen der Protagonisten immer wieder in ungeahnte Höhen, um dann mit einem üblen Kater auf den schmutzigen Boden der Tatsachen aufzuschlagen. Denn in Mexico-City ist nicht viel heile Welt. Eine Stadt, durchzogen von Korruption, von kleinen und großen Vergehen auf allen Ebenen, notwendig, um zu überleben. Egal ob es die Reichen und Schönen sind, die sich das triste Leben mit Perversionen versüßen wollen, oder der arme Mann von der Straße, der sich ein paar Kröten zusammen ergaunern muss. Zwischendrin Polizeioffizier Hernández. Kein wirklich guter, aber auch kein wirklich schlechter Bulle der Sondereinheit. Korruption gehört für ihn zum Alltag, ist durchorganisiert, um ihn zwischen Familie, Geliebten und seinem Job hindurch zu manövrieren. Dabei ist er ein Macho vor dem Herrn und wirkt fünfundzwanzig Jahre nach Erscheinen des Romans in Diez‘ bitterböser Satire völlig antiquiert (wenn vermutlich auch längst nicht ausgestorben).
Fazit
Ein Roman, bei dem man das Gefühl hat, den Effekt des Tequila auf jeder Seite zu spüren. Nach kurzen verklärten Hochphasen, setzt der Kater ein. Ein schmerzhafter, fetter Kater, der sich auf die Welt gelegt hat.
Fakten
Der Tequila-Effekt
Originaltitel: Mato y Voy, 1992
Rolo Diez