Vertrauen und gemeinsame Interessen halten Freundschaften zusammen. Doch wie viel hält eine Freundschaft aus, wenn ein Experiment völlig eskaliert?
Nina Lehmann steht kurz vor der Beförderung zur Oberstaatsanwältin. Ihr Privatleben hat sie hinten angestellt, denn sie liebt es fleißig und diszipliniert zu sein. Doch plötzlich gerät ihr schön sortiertes Leben aus den Fugen. Nina erhält einen Brief mit einem Hinweis auf ein gut gehütetes Geheimnis und eine Einladung in das Eifel-Dorf Mauel. Die einzigen Mitwisser sind Freunde aus der Abi-Zeit, die sich nach dem fehlgeschlagenen Experiment aus dem Weg gehen und geschworen haben, nie wieder ein Wort darüber zu verlieren. Wer, ihrer heute erfolgreichen Freunde, sollte ein Interesse daran haben das Geheimnis ans Tageslicht zu bringen?
Nina möchte nicht, dass ihr dieser Vorfall zum Verhängnis wird und so lässt sie sich auf ein perfides Spiel ein, dessen Regeln sie nicht kennt.
Kommentar
Mordsommer lebt von seinen drei Erzählsträngen, in denen der Leser immer zwischen der heutigen Zeit, der Vergangenheit und der Gedankenwelt eines geheimnisvollen Psychopaten wechselt.
Wenn Nina Lehmann am Anfang noch als straight, diszipliniert und gerechtigkeitsliebend dargestellt wird und eindeutig, als “die Gute” erkennbar ist, wird jedoch relativ schnell klar, dass auch sie eine dunkle Vergangenheit hat. Wer gut und wer böse ist, lässt sich bald nicht mehr leicht herausfinden, wenn man mehr über die Geschichte der Protagonisten erfährt, welche Anfang der 90er zu ihrer Abiturzeit spielt. Geschickt wird immer wieder Sympathie für die einzelnen Figuren geweckt und wieder vernichtet. Nicht zuletzt, weil die kursiv geschriebenen Kapitel eines zutiefst gestörten (oder verstörten?) Menschen seine Hassgefühle offenbaren und der Leser ständig versucht ist, Täter und Opfer zu identifizieren.
Zu viel Nähe sollte man in einem Trip wie Mordsommer ohnehin nicht zu den Figuren aufbauen: Charaktere, die mit viel Liebe zum Detail dargestellt wurden, sterben einen überraschend schnellen Tod. Aber deshalb haben wir uns ja in die Eifel begeben, oder?
Intensiviert wird die – nicht völlig neue Storyline – durch den regionalen Bezug. Das Dorf Staudenhof existiert wirklich und wird durch eine Karte im Buch illustriert. Dem Wanderausflug steht also nichts im Wege.
Fazit
Rudi Jagusch schreibt so erbarmungslos wie sein Täter mordet und Mordsommer wurde zu einem durchgehend spannenden Thriller.
Fakten
Mordsommer
Originaltitel: Mordsommer, 2015
Rudi Jagusch
Zu bekommen

Wunderbar – das hat mich richtig neugierig gemacht!
Da werde ich wohl gleich tatsächlich durch Berlins momentanen Bilderbuchsommer zu meinem Lieblingsbuchladen laufen …
Dir herzlichen Dank für diese Anregung und eine sorglose, lesefutterreiche Zeit
Bianka
Das freut! 🙂 In Berlin führen Krimis ja idealerweise hier hin: https://www.hammett-krimis.de/