Gunther Fahnstiel, 77 Jahre alt, ein ehemaliger Cop, dessen Gedächtnis von Alzheimer schon ziemlich zersiebt ist, entflieht seinen Pflegern und irrt durch Wichita, Kansas. Seine Mission: Er will die 250.000 Dollar finden, die er schon vor Jahren verprasst hat. Weil der Wirrkopf Antworten auf ein paar Fragen ausplappern könnte, die man lieber nicht stellen sollte, setzen seine Frau und sein Stiefsohn eine hohe Belohnung auf ihn aus. Dumm nur, dass Gunther unterwegs der Tochter einer alten Flamme aus den Fünfzigern über den Weg läuft und dunkle Erinnerungen sich ihren Weg bahnen …
Kommentar
Kein Schnee, diesmal, sondern eine brütende Hitze, die den Protagonisten Schweiß und Seele aus dem Leib brennt. Ein Fiebertraum, in dem sich Vergangenheit und Gegenwart mischen, während der leicht senile Gunther einem längst aufgebrauchten Traum nachjagt.
Im Gegensatz zum Erstling Alles in einer Nacht, verlässt Phillips in dieser – im weitesten Sinne – Fortsetzung die ausgetretenen Pfade eines chronologischen Handlungsablaufs. Er springt zwischen etlichen Figuren hin und her, verknüpft ihr Schicksal miteinander oder offenbart nach und nach, welche (schmutzigen) Geheimnisse sie aneinander binden. Allem voran das Jahr 1952, als der Soldat Wayne Ogden in seine Heimatstadt zurückkehrt, um ans große Geld zu kommen. Und dabei ist er nicht unbedingt ein netter Kerl …
So skurril wie im ersten Teil geht es aber nicht zu. Trotz flüssiger Schreibe, plagt sich Der Irrgänger etwas damit ab, wirklich spannend zu sein. Dennoch gute Noir-Lektüre.
Fakten
Der Irrgänger
Originaltitel: The Walkaway, 2002
Scott Phillips