Der True Crime-Schriftsteller Colin Benning schlüsselt die tragische Geschichte seines Cousins Alan auf. Letzterer lebt seit über 15 Jahren in der schrecklichen Ahnung, als Jugendlicher ein jüngeres Mädchen getötet zu haben. Diese Unsicherheit ist es, die Alan schließlich nach so langer Zeit zurück an den Ort des Geschehens treibt. Er braucht Gewissheit. Doch damit bringt er seine aufstrebende Karriere als Rechtsanwalt und vor allem seine erste wirkliche Liebe zur Krankenschwester Anna Presiac in Gefahr. Denn zu allem Überfluss setzt sich auch noch ein Stalker auf seine Spur, als hätte Benning mit der Neugier seines Cousins Colin und des Privatdetektivs McKinney nicht schon genügen Ärger am Hals. Der steckt ohnehin schon in der Schlinge. Und die zieht sich immer weiter zu.
Kommentar
Witness to Myself hält sich nicht gerade an die klassische Vorgabe für Kriminalromane. Es gibt keinen aufzuklärenden Fall im engeren Sinn. Der Täter ist bekannt, wie in einem Roman noir nicht unüblich. Um was es geht, ist sein Niedergang, die Tragödie seines Lebens. Als Antiheld wird Bennig anfangs von einer dunklen Ahnung gepeinigt, schließlich von seiner Vergangenheit eingeholt und aufgefressen. Dazwischen blitzen ein paar Hoffnungsmomente auf, die jedoch schnell wieder erloschen sind. Bennig ist vor allem eines – feige Und weinerlich). Und er weiß es. Diese Feigheit, für seine Tat einzustehen, macht sein Leben zur Qual. Eine lange, unterschwellige Tortur, an deren Ende Katharsis und schließlich Erlösung stehen. Dabei liegt der Leser selbst im Widerstreit, denn außer einem einzigen Fehler als Jugendlicher, hat Benning sich niemals etwas zu schulden kommen lassen. Wo bringt man Sympathie für sein Leben auf, wo wird man abgestoßen ob der Widerwärtigkeit seines Vergehens?
Fakten
Witness to Myself
Originaltitel: Witness to Myself, 2006
Seymour Shubin