Von wegen Samthandschuhe – im Geschäft um hübsche Kleider und Designerkollektionen wird mit harten Bandagen gekämpft. Auch die New Yorker Firma Roxton Fashions muss sehen, wie sie Gewinne maximiert, um am Markt bestehen zu können. Ihr Gründer Walter Mitchell (Lee J. Cobb) führt den Laden seit Jahren mit harter Hand und mit der Hilfe des zwielichtigen Geschäftsmannes Artie Ravidge (Richard Boone), der Roxton bisher jeglichen Ärger mit der Gewerkschaft vom Halse geschafft hat. Doch die Stimme der Arbeiter wird lauter, die Spannungen immer deutlicher. Allen voran der besessene Tulio (Robert Loggia) hat es sich auf die Fahnen geschrieben, auch Mitchells Firma in die Gewerkschaft zu zwingen. Als Mitchells Partner, der offen mit der Gewerkschaft sympathisierte, bei einem scheinbaren Unfall ums Leben kommt, spitzen sich die Ereignisse zu. Ein ungünstiger Zeitpunkt für Sohn Alan (Kerwin Mathews), nach Jahren der Abwesenheit an die Seite seines Vaters zurückzukehren, um im heimischen Betrieb mitzuarbeiten. Denn nicht nur Tulios feurige Ehefrau Theresa (Gia Scala), sondern auch die drastischen Methoden des Gangsters Ravidge, ziehen Alan mehr und mehr auf die Seite der Arbeiter. Der schwelende Konflikt entlädt sich bald in brutaler Gewalt und Alan kämpft schließlich um sein nacktes Überleben.
Kommentar
Wenig bekannter, später Noir unter der Regie von Robert Aldrich, der kurz vor Abschluss der Dreharbeiten durch Vincent Sherman ersetzt wurde. In Tonalität und Gewalttätigkeit in einer Linie mit Aldrichs Rattennest und Hollywood-Story , beide von 1955. Auch in Ums nackte Leben findet sich wenig Wärme in den Bildern. Die Roxton-Werkstatt ist geschäftig, überfüllt und hektisch, das Mitchell-Apartment edel, aber leblos, das Heim der italienischen Einwanderer heruntergekommen und die Straßen dunkel und schmutzig. Nicht ganz so eisig wie in der von einer Angst vor der nuklearen Katastrophe gezeichneten Mike Hammer-Verfilmung, aber schön wirkt das Leben hier dennoch nicht. Es ist von Arbeit und Besessenheit bestimmt – Walter Mitchell, der stur an seinem Weg festhält, auf er Gegenseite Tulio, der von seiner Gewerkschaft so völlig eingenommen ist, dass darüber seine Ehe zu zerbrechen droht, und dazwischen der skrupellose Ravidge, dem nur an Geld gelegen ist. Diese Figuren sind auch das Spannungsfeld, zwischen dem sich Sohn Alan zu zerreißen droht (plus die hübsche Theresa). Die Loyalität zu seinem Vater kollidiert mit seinem Bedürfnis, das Richtige zu tun und für die Sache der Gewerkschaft einzutreten, was ihn wiederum mit seinen Gefühlen für Theresa hadern lässt. Die Darsteller sind dabei ausgezeichnet gewählt – Cobb als eisenharter Sturkopf, Boone als gewissenloser Drahtzieher, Loggia als schwitzender, unnachgiebiger Aktivist und die aufgebrachte Gia Scala. Verloren in ihrer Mitte Mathews als glatter, junger Mann, der sich erst noch die Hörner abstoßen muss. Der flankierende Cast tut sein Übriges, um in Ums nackte Leben durchgehend spannend zu halten – allen voran Wesley Addy als Killer Mr. Paul, von Aldrich ein paar Mal gekonnt durch Nahaufnahme in Szene gesetzt (beide arbeiteten sowohl in Rattennest als auch in Hollywood-Story.
Fazit
Gelungener Streifen angesiedelt in der Welt der feinen Stoffe und exquisiten Designerkleider.
Fakten
Deutscher Titel: Ums nackte Leben
Alternative Titel & Arbeitstitel: Garment Center
Studio: Columbia Pictures Corporation
Regisseur: Vincent Sherman, Robert Aldrich
Darsteller: Lee J. Cobb, Kerwin Mathews, Gia Scala
Drehbuch: Harry Kleiner
Musik: Leith Stevens
Basierend auf: Lester Velies Gangsters in the Dress Business