Verbrechen und Korruption überziehen die Stadt und es hat den Anschein, als würde die Polizei dem tatenlos zusehen. Zumindest war sich die Presse darüber einig, bis Commissoner Hardy das Ruder in die Hand nahm. Jetzt geht es ans Aufräumen. Ganz oben auf der Liste steht das kriminelle Genie Doktor Riemenschneider, frisch aus dem Knast entlassen und untergetaucht. Und tatsächlich hat Hardy den richtigen Riecher, den der gute Doktor plant bereits den nächsten großen Coup. Ein sauberer Bruch in ein Juweliergeschäft, bei dem Klunker im Wert von einer halben Millionen Dollar abfallen sollen. Doch dafür braucht er Unterstützung: der abgebrühten Gus als Fahrer, der adretten Safeknacker Louis und der schweigsame Schläger Dix ziehen mit. Außerdem der halbseidene Rechtsanwalt Emmerich, der dabei seinen ganz eigen Plan umsetzen will. Für das große Geld setzen sie alles auf eine Karte.
Kommentar
Schon von den ersten Seiten an ist klar, dass Burnetts Protagonisten zum Scheitern verurteilt sind. Denn ihr Lebensraum ist der Stadtdschungel – eine feindselige Umgebung, ohne Rückzugsräume. In ihm fristen die Antihelden ein isoliertes Leben, jagen von Traum zu Traum, von Coup zu Coup, von Knast zu Knast und nur einmal in den Tod. Entsprechend fächern sich die Orte in der trostlosen, regnerischen Nacht vor ihnen auf: Bars, Hinterhöfe, Absteigen. Vertrauen ist dabei ein kostbares Gut, das kaum jemand bezahlen kann. Der zwielichtige Gus bringt es auf den Punkt: Es gibt da draußen nur zwei Arten von Menschen – die schlechten und die guten. Letztere kann er jedoch an einer Hand abzählen. Es spielt nicht einmal eine Rolle, ob diese Bullen oder Verbrecher sind.
Manch einer träumt in diesem Dasein von einem anderen Leben – Dix fällt in seine Jugend auf dem Land zurück, aber die Erinnerungen daran sind so verklärt wie der Glaube ans Paradies. Andere nehmen den Lauf der Dinge, ohne mit der Wimper zu zucken – für Riemenschneider gehört es zum Job, im Knast zu sitzen (und somit zu scheitern).
Zugegeben, sechzig Jahre später wirken Burnetts Gangsterfiguren in manchen Momenten wie Klischees, andererseits wohnen ihnen noch immer eine fesselnde (literarische) Kraft und Rohheit inne – eine gewisse Ehrenhaftigkeit in ihrem Ganovendasein, eine beinahe Respekt einflößende Art, sich mit dem rauen Stadtalltag nur solange zu arrangieren, bis sich eine Chance auf Flucht ergibt. Wäre interessant zu sehen, wie sie sich heutzutage ausnehmen würden.
John Hustons Adaption aus dem Jahr 1950 ist sehr nah an der Romanvorlage und spiegelt in der Besetzung auch die Charaktere des Buches recht gut wieder – allen voran Sterling Hayden in der Rolle des stoischen Dix.
Fazit
Nicht allein wegen der Filmfassung ein Klassiker der Schwarzen Serie.
Fakten
Asphalt-Dschungel (Da waren es nur noch zwei)
Orignaltitel: The Asphalt Jungle, 1949
W. R. Burnett