Begnadigt: Roy Earle
Der letzte der großen Gangster
Big Mac hatte ihn freigekauft. Mac hatte Pläne. “Das Hotel, das wir ausnehmen wollen. Ein Riesending. Ich hab’ dafür nur drei Nullen. Aber dazu braucht’s ‘nen richtigen Kerl. Du bringst das.”
Er brachte das. Auch noch nach sechs Jahren Knast. Roy Earle, der letzte der Dillinger-Bande, der letzte der großen Gangster.
Aber Warten machte ihn nervös. Abends saß er da, spielte mit der Maschinenpistole, ohne die drei Nullen zu beachten … und wartete.
Red, Babe und Louis, billige Strolche, großmäulig, streitsüchtig. Und das Mädchen. Marie … ihretwegen gab’s bestimmt Ärger. Babes Mädchen, eine Herumtreiberin aus einem schäbigen Tingeltangel … aber es war etwas an ihr … etwas Irritierendes.
Roy saß da, wartete … fingerte an der Maschinenpistole herum … und wartete darauf, dass das Pulverfass hochging.
Kommentar
Beinahe zwangsläufig hat man Humphrey Bogart als Roy Earle (diese Figur war übrigens der Namensgeber für Dan J. Marlowes Earl Drake) vor Augen, wenn man High Sierra liest. In der gleichnamigen Verfilmung steuern Bogart und seine Partnerin Ida Lupino unter der Regie von Raoul Walsh auf ihr unvermeidliches Schicksal zu. Das Drehbuch stammte übrigens von John Huston und W.R. Burnett.
High Sierra ist eine klassische, einnehmende Gangstergeschichte. Mit dem Gefühl behaftet, dass hernach wirklich keine wahren Gangster mehr ihren Weg in Bücher finden werden.
Fakten
High Sierra
Orignaltitel: High Sierra, 1940
W. R. Burnett