Steve Retnick kommt nach fünf Jahren aus Sing-Sing zurück. Fünf qualvolle Jahre, die er unschuldig hinter Gittern gesessen hat, verurteilt für den Mord an einem Gewerkschaftler. Retnick war ein Bulle, ehe man ihm den Mord untergeschoben hatte. Frisch verheiratet, zufrieden mit seinem Leben. Doch fünf Jahre Knast haben das letzte Bisschen Mitgefühl aus ihm herausgepresst. Ihm geht es nur noch um eins: Rache an den wahren Killern zu nehmen. Egal zu welchem Preis.
Also setzt er sich auf die Spur des skrupellosen Gewerkschaftsführers Nick Amato. Helfen soll ihm dabei ein Mann namens Frank Ragoni, der Beweise für Steves Unschuld hat, doch den findet man schon bald mit einem Messer im Rücken. Nicht der einzige Tote, der mit von der Partie ist. So muss Retnick einen anderen Weg finden, die Mörder in die Todeszelle zu bringen. Er holt zu einem gnadenlosen Rundumschlag aus.
Kommentar
Sie mochte Ende der Zwanzig sein – und zu verderben war nichts mehr an ihr.
Retnick ist ein Held … im Sinne des Noir. Ein unschuldiger, guter Cop, den widrige Umstände in eine unentrinnbare Spirale aus Gewalt ziehen, an deren Ende er beinahe alles verloren hat, vor allem aber seine moralische Unschuld. Emotionslos und kalt setzt er Menschenleben aufs Spiel, wird zum kaltherzigen Rächer, der in seiner Besessenheit auch die Liebe und Freundschaft seiner letzten Vertrauten abtötet.
An McGiverns Roman ist kaum Fett – eine gradlinige Erzählung, die einen trostlosen Mikrokosmos erleuchtet, in dem die Protagonisten einsam dahin treiben, sich kurz berühren, um in Schmerzen und Hass wieder auseinanderzudriften. Regen und Kälte, die Einsamkeit der Docks, heruntergekommene Kneipen. Mafiosi, korrupte Bullen, Nutten, Schläger, stoische Hafenarbeiter und der alexithymische Retnick.
Fakten
Seine dunkelste Stunde
Originaltitel: The Darkest Hour (Waterfront Cop), 1955
William P. McGivern