Gab das einen Wirbel, als SO4H2 von einem Kommando arabischer Rebellen in Kelsaltan gekidnappt wurde. SO4H2 ist einer unserer besten Agenten, dieser Dummkopf.
Euer Kommissar bekam wieder einmal einen Sonderauftrag. Auf nach Kelsaltan!
Wo das liegt? Exakt im Winkel zwischen dem Persischen Golf und der Avenue Raymond-Poincaré… wenn euch das was sagt. Ihr braucht nur mit einem Kamel den großen Rasibus zu durchqueren, in Fachkreisen auch als „Wüste des ewigen Durstes“ bekannt.
Apropos Kamele – Berurier und Pinaud waren wie immer mit von der Partie. Statt stiller Tage in Clichy wurden es heiße Tage im Serail. Von den Nächten nicht zu reden. Die Haremspuppen sprechen noch heute davon. Fragt sie mal, wenn ich mit Neckermann nach Kelsaltan trampt!
Aber Vorsicht! Der Scheich ist ein ganz fieser Knochen, und seine Gangsterarmee ballert sofort los, wenn ihr zu vorwitzig seid.
Kommentar
Welches Abenteuer erwartet den Leser wohl, wenn der Protagonist samt Entourage ins exotische Perversien, regiert vom weisen Iman Nonsens, reist? Dabei getarnt als arabische Händler, die sich ins Emirat Tenschwanz schleichen, um verschwundene Agenten aus den Fängen des Emirs zu retten? Und gleich tief in der Bredouille landen, wobei der Ausweg aus jener misslichen Lage natürlich über den Serail des Diktators führt. Den Leser erwartet ein Abenteuer des Serienhelden San Antonio, seines Zeichens französischer Kommissar. Abenteuer scheint die passende Bezeichnung zu sein, denn mit einem Kriminalfall hat dieses teils haarsträubende Expedition weniger gemein. Die Handlung besteht aus einer langen Reise durch die trostlose Wüste, einem Abstecher in den Kerker und natürlich in den Palast des Emirs. Stippvisite im Harem inklusive. Sehr viel Klischee, sehr viel Karikatur. Der Wortwitz tropft flach und manchmal wiederum sehr gekonnt aus jeder Zeile. Gekonnt immer dann, wenn Autor Frédéric Dard die vierte Wand durchbricht. Sich immer wieder direkt an den Leser wendet, oder sich über zwei Seiten mit seinen Kritikern auseinandersetzt. Flach an unzähligen Stellen mehr.
So fällt das Urteil auch zwiegespalten aus. Die Handlung ist so originell wie die alljährliche Kamelschau im Emirat Tenschwanz, die Flachheit einiger Witze so tief wie die Kerkerzellen im Palast des Emirs, die Charaktere so überzeichnet, wie die fürstliche Konterfei auf der perversianischen Währung. Aber an manchen Stellen blitzt dann doch etwas im Text hervor, dass so schimmert wie die enormen Reichtümer in der Schatzkammer.
Also muss etwas dran sein, an den Abenteuern des Kommissars San Antonio, gleichzeitig auch Pseudonym des Autors, der über 170 Romane mit seinem Helden verfasste und in Frankreich Millionenauflagen erreichte. Nach seinem Tod im Jahr 2000 führte sein Sohn, Patrice Dard, die Serie mit neuen Abenteuern weiter.
Fazit
Ich zitiere aus einer Fußnote:
Was wollt ihr? Ich bin einfach begabt, das ist alles!
Fakten
Heiße Tage im Serail
Originaltitel: Berurier au Serail, 1964
San Antonio, Frédéric Dard