Tony Garrity hatte alles – eine schöne Frau, einen Job als Staranwalt, ein schickes Haus. Bis ihm seine Liebe brutal entrissen wurde. Damit begann der Weg Abwärts. In einem steten Strom aus Alkohol und Frauen, warf Tony alles in die Gosse, was ihm verblieben war. Nur um zu vergessen. Ganz weit unten verdingt er sich nun als Ausputzer für ein großes Filmstudio, American Eagle Pictures, und holt Stars und Sternchen aus prekären Lagen. Bis er Joyce kennen lernt. Für sie will er dem Suff abschwören. Sich an den Haaren aus der Gosse ziehen. Nur kommt ihm ein letzter Auftrag dazwischen. Den Filmstar April Storm aus einer miesen Erpressungsgeschichte heraushalten. Wäre April nicht so verdammt verführerisch. So verführerisch wie der Whiskey. Und plötzlich ist der große Star tot und Tony steht unter Mordverdacht. Um Joyce nicht zu verlieren und nicht auf dem elektrischen Stuhl zu landen, muss Garrity den Mörder fassen.
Kommentar
Hollywood – Zelluloid, Stars und Träume. Doch wie so oft im Hard-boiled- und Noir-Roman, ist das alles nur Fassade vor den Abgründen der menschlichen Seele. Korruption, Verbrechen und Mord gedeihen im Schatten der Lichterstadt. Der Leinwandtraum wird zu einem Alptraum in der Gosse. Daran hat sich seit Chandler nichts geändert. Hartgesottene Schnüffler, die den Glanz der Filmstadt abkratzen, gibt es seit Marlowe zu genüge. Day Keenes Johnny Slagle in Küss mich oder stirb, Campbells Whistler in Glitzerland oder Browns Holman in Ein Mörder unter uns. Allan Nixons Tony Garrity hat seinen eigenen Goldlack allerdings schon lange verloren. Vom tapferen, melancholischen Ritter oder zähen Kämpfer für Gerechtigkeit ist bei ihm nichts mehr zu erkennen. Zu sehr haben ihn Trauer und Alkohol zerfressen. Aber selbst für einen, der ganz unten ist, gibt es manchmal einen Hoffnungsschimmer. In diesem Fall die Liebe. Doch gerade als Tony sich aufrappelt, um sein Leben noch einmal in den Griff zu bekommen, wird er schwach. Und zurück im Suff, beginnt alles aus dem Ruder zu laufen. Plötzlich verdächtigt man ihn des Mordes und im Handumdrehen liegt auch der letzte Rest seiner Existenz in Trümmern. Denn der Filmriss kurz vor dem Tod des Filmstars, bereitet ihm gefährliche Schwierigkeiten. Garrity muss dem Henker entkommen. Doch kann man seiner Erzählung trauen?
Fazit
Bis das Netz zerreißt ist ein atmosphärisch dichter Hard-boiled-Krimi, der phasenweise an ein Delirium erinnert, durch das sich Ich-Erzähler Garrity müht. Nixons (1918 – 1995) Stil ist trocken und reduziert und man kann sich nie ganz sicher sein, ob Tony uns so ganz die Wahrheit erzählt, oder sich eine Geschichte als Alibi zusammenlügt.
Fakten
Bis das Netz zerreißt
Originaltitel: Good Night, Garrity, 1969
Allan Nixon