Johnny ist der hübschen Anna verfallen. Mit Haut und Haaren. Wann immer sie bei ihm ist, hört er auf, klar zu denken. Anna ist alles für ihn. Schade nur, dass er nichts für sie ist. Zumindest, solange er keine Kohle für sie ausgeben kann. Was die meiste Zeit seines trostlosen Daseins in Baltimore ist. Als ehemaliger Boxer sind ihm nur eine gebrochene und schlecht verheilte Nase samt Spitznamen flat nose geblieben. Das wirklich große Geld ist im Sport nicht mehr zu holen. Zudem muss er nach dem Tod seines Vaters auch für seine Mutter und seinen kleinen, stotternden Bruder Slade sorgen. Da reicht der Lohn als Begleitschutz in einem gepanzerten Fahrzeug kaum für teure Eskapaden mit Anna. Kein Wunder, dass die schöne Blondine sich früher als später einem besser situierten Kerl hingibt – den halbseidenen Slim. Der ist eine lokale Größe für so allerlei illegale Sachen. Und witterte das große Geld. Mit der Beute aus einem Raubüberfall. Genau auf das gepanzerte Fahrzeug, in dem Johnny Dienst tut. Das Ding wäre eine todsichere Angelegenheit, wenn man einen Insider hätte. Und wer wäre da besser geeignet als flat nose-Thompson? Mit seinem Anteil an der Beute könnte Johnny seine Anna endlich für sich gewinnen. Ein kleiner Verrat und er wäre ihm seinem Traum ganz nahe. Nur muss er höllisch aufpassen, wer hier wen aufs Kreuz legt.
Kommentar
Schnörkellose hard-boiled-Prosa, dichter Plot, Charaktere ohne viele Umstände auf den Punkt gebracht und eine dauernde Atmosphäre von immanentem Unheil. Don Tracys Criss-Cross (1934) diente als Romanvorlage für den gleichnamigen (wenn auch ohne Trennstrich geschrieben) Film aus dem Jahr 1948. Buch und Adaption unterscheiden sich an einigen Stellen, vor allem aber in der Sympathie für die Hauptfiguren. Burt Lancaster, Yvonne DeCarlo und Dan Duryea sind da seitens Hollywood glatt gezogen. Keine platte Nase, keine ansatzweise sympathischen Charaktere. Im Roman ist Johnny Thompson ein, im wahrsten Sinne des Wortes, gezeichneter Protagonist, der sein Schicksal erwartet, egal, was er tut. Dabei kriegt er in weiten Teilen des Romans sogar die Kurve, nur um in bester Noir-Manier feststellen zu müssen, dass man nie glücklich wird mit dem, was man bekommt. Und einen nicht nur die anderen, sondern das Leben beständig aufs Kreuz legen.
Fazit
Richtig guter Roman, irgendwo zwischen Heist-Story und Noir. Durch den getriebenen Ich-Erzähler nicht ganz so reduziert wie später zum Beispiel Lionel White, dafür etwas mehr in Richtung Jim Thompson, gerade auch mit dem bitteren Noir-Ende.
Fakten
Criss-Cross
Originaltitel: Criss-Cross, 1934
Don Tracy